Nachdem wir uns im letzten Artikel mit der Frage „Was ist eine Aktie?“ beschäftigt haben, schnappen wir uns jetzt gleich die nächste Frage, die unweigerlich auftaucht:
„Was soll denn eine Dividende sein?“
Als Aktionär, also als Besitzer einer (oder mehrerer) Aktien ist man ja bekanntlich Miteigentümer eines Unternehmens. Als Eigentümer eines Unternehmens hat man wiederum Anspruch auf die Gewinne des besagten Unternehmens. Und hier kommt die Dividende ins Spiel!
Die Dividende kann man definieren als den Teil des Unternehmensgewinns (bei Aktiengesellschaften), der jährlich an die Eigentümer des Unternehmens (Aktionäre) ausgeschüttet wird.
Die Höhe der Dividende wird jährlich auf der Jahreshauptversammlung festgelegt. Dies läuft in der Regel so ab, dass der Vorstand eine Dividende vorschlägt und die Aktionäre über den Vorschlag abstimmen. (Vgl. Aktiengesetz §174: https://www.gesetze-im-internet.de/aktg/__174.html)
Somit besteht die Rendite eines Aktionärs nicht nur aus der Kursentwicklung der Aktie, sondern auch aus den Dividenden, die unabhängig vom Aktienkurs ausbezahlt werden.
Es ist aber auch so, dass es Unternehmen gibt, die keine Dividende zahlen, da sie den Bilanzgewinn lieber für Investitionen nutzen möchten. Dies kann man bewerten wie man möchte. Bei manchen Unternehmen ist es sicher sinnvoll, wenn die Gewinne im Unternehmen bleiben um langfristig ein mehr Erfolg zu haben. Bei anderen Unternehmen wiederum ist dies vielleicht keine so gute Idee, da z.B. das Management nicht wirklich weiß was es mit dem Geld anfangen soll.
Wir geben hier jetzt mal zwei Beispiele, wo es unserer Meinung nach Sinn macht, dass die Unternehmen keine Dividende ausschütten, sondern den kompletten Bilanzgewinn im Unternehmen lassen:
1. Facebook:
Herr Zuckerberg hat seinen Aktionären noch nie eine Dividende gezahlt. Ist das schlecht? Ist Facebook ein Unternehmen, welches die Interessen seiner Aktionäre ignoriert? Wir glauben „Nein“! Facebook ist ein noch recht junges Unternehmen (Gründung 2004, Börsengang 2012) mit einem extremen Wachstum. Somit braucht Facebook all das Geld, dass es einnimmt um dieses Wachstum beizubehalten. Und wenn man sich den Aktienkurs ansieht, können die Aktionäre von Facebook sehr glücklich sein – auch wenn sie bisher ohne Dividende auskommen mussten!
2. Berkshire Hathaway:
Warren Buffett zahlt ebenfalls keine Dividende. Der Mann der so sehr darauf Wert legt, dass sich das Management eines Unternehmens um seine Aktionäre kümmert, lässt seine eigenen Aktionäre im Regen stehen? Wir glauben wiederum „Nein“! Warren Buffett ist der Überzeugung, dass es finanziell für seine Aktionäre besser ist, wenn das Geld bei Berkshire bleibt anstatt es auszuschütten. Warum? Weil Warren Buffett dieses Geld für Investitionen verwenden kann, die sich langfristig für Berkshire Hathaway und seine Aktionäre auszahlen. Und ganz ehrlich, wir glauben, dass es sehr wenige Menschen auf der Welt gibt, die das Geld, welches sie als Dividende erhalten würden, besser anlegen können als der wohl beste Investor weltweit! (Außerdem würden wir sagen, dass ihm der Aktienkurs von Berkshire Hathaway Recht gibt.)
Was man aber bei Dividenden immer bedenken sollte ist, ob mehr Geld ausgeschüttet wird als überhaupt da ist! Ja es klingt irgendwie paradox, aber an den Aktienmärkten gibt es fast nichts, was es nicht gibt:
Beispiel: Ein Unternehmen hat jährlich einen Bilanzgewinn von 100 €, schüttet aber jedes Jahr 110 € an seine Aktionäre aus. Auf Dauer geht das nicht gut!!!
Wie man die Dividenden oder Dividendenausschüttung eines Unternehmens interpretiert und für seine Analysen verwendet, bleibt jedem letztendlich selbst überlassen. Benjamin Graham bspw. war ein großer Fan von Dividenden (Vgl. Benjamin Graham: Intelligent Investieren) und auch viele andere Value Investoren legen großen Wert auf Dividenden. Wie so oft an der Börse und vor allem beim Value Investing, muss mal wieder jeder für sich selbst entscheiden wie er die Dinge bewertet – Sorry, aber diese Entscheidung nehmen wir euch nicht ab! ?
Zum Schluss geben wir euch noch eine kleine Kennzahl an die Hand:
Die Dividendenrendite
(Dividende je Aktie) / Aktienkurs = Dividendenrendite
Je höher die Dividende bzw. je niedriger der Aktienkurs, desto höher ist die Dividendenrendite. Diese Kennzahl allein ist unserer Meinung nach nicht wirklich aussagekräftig, jedoch kann man sie z.B. gut in Kombination mit anderen Kennzahlen benutzten oder sie auf vielen Börsen-Websites als Vorauswahlkriterium für das Aktienscreening verwenden.
Und noch eine letzte kleine Kennzahl
Damit man sich nicht an einem Unternehmen beteiligt, welches mehr Geld an seine Aktionäre ausschüttet als es einnimmt gibt es eine Kennzahl namens Payout Ratio:
(Dividende je Aktie) / (Gewinn je Aktie) = Payout Ratio
Um sicher zu gehen, dass nicht „zu viel“ Geld in Form von Aktien ausgeschüttet wird sollte die Payout Ratio immer kleiner als 1 bzw. kleiner als 100% sein!
Abschließend wünschen wir euch wie immer noch einen schönen Tag und viel Spaß und Erfolg beim Investieren! ?
Eure freundlichen Value Investoren aus der bayrischen Nachbarschaft
Andreas & Daniel