Die reichsten Menschen sowohl in Europa als auch weltweit haben eines gemeinsam: Sie haben ein gutes Unternehmen aufgebaut oder weiterentwickelt und diese Investition kontinuierlich geprüft und verbessert. Aus der gegenwärtigen TOP 5 der reichsten Menschen haben wir vor allem von Value Investor Warren Buffett (Rang 3 der Forbes-Liste) in unserem Blog Königsinvestor viel gelernt, aber auch der Familienunternehmer Bernard Arnault (Rank 4) gehört zu unserem Kompetenzkreis. Wir heben Charlie Mungers Ansicht hervor: „Wer verstanden hat, was einen guten Investor ausmacht, ist auch ein besserer Unternehmer und umgekehrt.“ So durchleuchten wir aktuelle und ehemalige Familienunternehmen aller Art, um das Besondere – „den Wettbewerbsvorteil“ – zu erkennen.
Der Wettbewerbsvorteil von Geberit
Beim Marktführer für Sanitärprodukte brummt das Geschäft. Das Unternehmen kann das Volumen steigern und gleichzeitig einen höheren Preis verlangen. Aber Warum? Ist Geberit fast konkurrenzlos? Nein, das Unternehmen hat einen genialen Absatzweg. Das Unternehmen vertreibt die Produkte und Systeme über den Fachgroßhandel an den Klempner und andere Sanitär-Fachleute. Da der Endkunde nicht in die Kaufentscheidung eingebunden ist, können höhere Preise dazu verwendet werden, den Einkäufer, also den Großhandelskaufmann, zu bestechen, was sowohl zu höheren Gewinnspannen als auch zu höheren Verkaufsvolumina führen kann. Das Vertriebsmodell von Geberit konzentriert sich damit nur auf die bedeutendsten Entscheidungsträger im Sanitärmarkt.
Die normalen Beziehungen zwischen Anbieter, Vermittler und Verbraucher werden verzerrt, wenn der Verbraucher kein Wissen und/oder Verständnis von den Produkten hat und sich auf einen angeblich unabhängigen Vermittler verlässt. Das führt dazu, dass sich zwischen Vermittler und Geberit eine stillschweigende Allianz entwickelt hat, welche die Unwissenheit der Endkunden ausnutzt. Zusätzlich begrüßt der Vermittler Preiserhöhungen seitens Geberit, weil sie eine prozentuale Provision beim Verkauf bekommen. Je höher der Preis, umso höher ist auch die absolute Provision. So entsteht eine Win-Win- Situation für den Vermittler, für Geberit und für die Aktionäre von Geberit.
Dieser Wettbewerbsvorteil schlägt sich auch im Zahlenwerk von Geberit nieder. Seit 2008 bleiben von jeden umgesetzten Schweizer Franken rund 20 Prozent als Nettogewinn und Free Cashflow im Unternehmen. Auch die Rendite auf das investierte Betriebskapital (bereinigt um Kosten für Sanitec-Akquisition) liegt im Dekadenschnitt bei 27 Prozent und somit weit über den Kapitalkosten. Die Aktionäre können sich freuen, es wurden Werte für sie geschaffen und das Unternehmensziel von Geberit mit 25 Prozent übertroffen. Der hohe Marktanteil von Geberit in den europäischen Kernmärkten – und die Fragmentierung der Sanitärbranche insgesamt tragen zur Erhaltung der hohen Profitabilität bei.
Management von Geberit gehört zur Weltklasse
Geberit hat alles was wir sehen wollen von einer guten Konzernführung nach The Outsiders. Dazu zählen eine starke Kapitalallokation mit hohen Renditen aufs investierte Betriebskapital, niedrige Verschuldung und geringe Fluktuation auf Führungsebene. Der CEO Baehny ist seit 2005 im Amt und hat die Verschuldung im Griff. Die Nettoverschuldung kann aus dem operativen Geschäft innerhalb eines Jahres abgetragen werden. Einen Minuspunkt gibt es dennoch: Nach dem Verkauf der Familienbeteiligung im Jahr 1997 wird das Unternehmen leider nicht mehr von der Familie begleitet.
Investmentpotenzial von Geberit
Das gegenwärtige Kurs-Gewinn-Verhältnis von Geberit liegt bei 29,5. Damit muss das Schweizer Unternehmen seine Gewinne je Aktie um mehr als 10 Prozent je Jahr über einen Zeitraum von 7 bis 10 Jahren steigern, um den aktuellen Kurs nach der Wachstumsformel von Value Investor Benjamin Graham zu rechtfertigen (Graham-Berechnung (29,5-8,5)/2 ). Das konnte das Unternehmen in den letzten fünf Jahren durchschnittlich bewerkstelligen, aber wird es auch in Zukunft bei einer Konjunktur-Delle so sein?
Dieser Artikel wurde verfasst von Marcel König von Königsinvestor.
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