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Ausgabe #173: Bavarian Value Letter 2023 by Daniel Bleicher

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(Petar Milošević, Writing a letter, CC BY-SA 3.0)

Servus zusammen,

wieder ein Jahr geschafft. Und dieses Jahr war für uns von persönlichen und beruflichen Entscheidungen, Veränderungen und Herausforderungen geprägt – was teilweise auch nicht ganz einfach war. Das hat auch dazu geführt, dass wir die Frequenz unserer Inside-Analysen reduziert haben. Teilweise hatten wir einfach nicht den Kopf dafür und bevor wir irgendeinen Schmarrn fabrizieren, nur um einen Artikel zu veröffentlichen, lassen wir es lieber. Und das bringt mich auch schon zu unserem wikifolio.

„Predicting rain doesn’t count. Building arks does.”Warren Buffett


Unser Portfolio soll auch ohne uns auf Kurs bleiben

Ich interpretiere das Zitat von Warren Buffett so, dass es am Schluss nicht darauf ankommt irgendwelche Prognosen – egal, ob richtig oder falsch – in den Raum zu werfen, sondern wie man sich tatsächlich auf entsprechende Situationen vorbereitet hat. Und ich habe dieses Jahr gelernt, dass wir unser Portfolio noch stärker so aufstellen müssen, dass es einfach funktioniert – auch, wenn wir mal eine Zeitlang „nicht den Kopf dafür haben“. 

„Investing is where you find a few great companies and then sit on your ass.”Charlie Munger

Wie die leider kurz vor seinem 100. Geburtstag verstobene Investmentlegende und rechte Hand von Warren Buffett, Charlie Munger (er darf dieses Jahr einfach nicht im Letter fehlen), treffend – wie immer – beschrieben hat, geht es beim Investieren darum herausragende Unternehmen zu finden und dann mit seinen Anteilen einfach auf seinem Hintern sitzen zu bleiben. Diesen Teil des Investierens versuchen wir schon seit Jahren – manchmal besser, manchmal schlechter – zu berücksichtigen. Unser Kriterium hierfür ist ja bekanntlich auch, dass wir mit einem Investment immer und zu jeder Zeit ruhig schlafen können müssen. Aber wenn ich hierzu noch das Zitat von Warren Buffett als Ergänzung aufgreife, gilt das nicht nur für einzelne Investments, sondern eben auch für das gesamte Portfolio. Mein Ziel ist es seit diesem Jahr vermehrt, dass es so aufgestellt ist, dass wir mit unserem Portfolio – egal, ob wir im Urlaub sind, ob die Börsen einstürzen oder ob wir uns eine gewisse Zeit mit sonstigen Themen im Leben rumschlagen müssen – immer ruhig und guten Gewissens schlafen können – und unsere Anleger eben auch. Über die letzten Jahre haben wir schon einige Fortschritte bei der Diversifikation – wie immer, natürlich nicht um jeden Preis – und beim Portfoliomanagement generell gemacht, aber nach diesem Jahr bin ich noch mehr davon überzeugt, dass wir hier noch Luft nach oben haben und auch das werden wir nächstes Jahr weiter angehen.  


Ja, ich bin pro Kapitalismus

Da die Themen Kapitalismus, Sozialismus bzw. Wirtschaftsordnungen generell gerne diskutiert werden, möchte ich einfach mal meine grundsätzlichen Gedanken dazu loswerden. Generell würde ich mich als Kapitalismus-Befürworter bezeichnen. Und bevor es hier losgeht, nur mal kurz zur Einordnung. Egal ob politisch, gesellschaftlich oder sonst wie, ich bin der Meinung, dass extreme Haltungen so gut wie immer mehr schaden als nutzen und die Wahrheit bzw. die Lösung in der Realität meistens irgendwo in der Mitte liegt – und so sehe ich das auch beim Kapitalismus. In extremer Form, ist er sicherlich auch nicht des Rätzels Lösung. Daher finde ich auch die soziale Marktwirtschaft, wie sie einst Ludwig Erhard in Deutschland etabliert hat, recht charmant. Aber warum halte ich den Kapitalismus als ganz passables Grundgerüst, auf dem man aufbauen kann – vor allem, wenn man bedenkt, dass so gut wie alle anderen – bisher bekannten – Alternativen in der Menschheitsgeschichte mehr oder weniger erfolgreich gescheitert sind? Das liegt für mich an zwei relativ pragmatischen Punkten: Darwin und Demokratie

Im Grunde genommen orientiert sich der Kapitalismus an Charles Darwin’s „Survival of the Fittest“. Es überleben die Anbieter bzw. die Unternehmen, die sich am besten an die Wünsche der Kunden anpassen können. Wie in der Natur, klingt das hart, aber dieser evolutionstheoretische Grundsatz sorgt dafür, dass sich die besten Produkte und Dienstleistungen bzw. die am meisten gewünschten Produkte und Dienstleistungen und die Unternehmen, die dahinterstehen, schlussendlich durchsetzen. Und wie in der Natur sorgt der Konkurrenzkampf dafür, dass sich die Unternehmen immer neue Ideen einfallen lassen müssen – günstiger, mehr Qualität, … – um zu überleben. Ja, natürlich kann man jetzt bspw. mit Kartellen und Monopolstellungen als Gegenargumente daherkommen – und diese Argumente haben auch ihre Berechtigung – aber dann wären wir wieder bei dem Thema, dass extremer Kapitalismus bzw. in diesem Fall komplett unregulierte Märkte auch nicht das Gelbe vom Ei sind. Hier sehe ich den Staat, der dafür sorgen sollte, dass alle auf einem ausgeglichenen Spielfeld starten können – ohne, dass ich jetzt ein ausgewiesener Politikexperte bin. Und daher finde ich diese Grundidee im Kapitalismus erstmal gar nicht so verkehrt.

Und der zweite Punkt wäre Demokratie. Schlussendlich ist Kapitalismus eigentlich Demokratie in Reinform. Jeder kann das Produkt bzw. die Dienstleistung wählen bzw. sich somit für das dahinterstehende Unternehmen entscheiden, das er möchte. Keiner wird gezwungen irgendetwas zu wählen bzw. zu kaufen, was er nicht will oder ihn nicht überzeugt. Und somit entscheiden die Kunden direkt über Erfolg und Misserfolg der Unternehmen. Man kann jetzt anführen, dass man von Werbung beeinflusst wird und das will ich auch gar nicht abstreiten, aber wäre dann Wahlwerbung nicht genauso verkehrt?

Ich will jetzt nicht behaupten, dass Kapitalismus das Nonplusultra ist, aber die wohl grundsätzlich beste Wirtschaftsform, die die Menschheit bisher kennt, weshalb er sich weltweit auch so erfolgreich durchgesetzt hat – wo wir wieder bei Darwin wären. Aber das sind lediglich meine bescheidenen Gedanken zu diesem Thema.


Zum Schluss möchte ich euch, euren Freunden und Familien ein besinnliches Weihnachtsfest und schöne Feiertage wünschen. Egal wie schwer es manchmal auch ist, eine positive Grundeinstellung hilft immer.

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Bill Murray in „Die Geister, die ich rief …“ / Originaltitel: Scrooged (Quelle: Tenor)


Euer freundlicher Value Investor aus der bayrischen Nachbarschaft


Daniel „D!“ Bleicher


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