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Ausgabe #172: Bavarian Value Letter 2023 by Andreas Kuhn

Letter_Andi
(Bru-nO, PixabayPixabay Lizenz)

Servus zusammen,

bis man sich versieht ist schon wieder ein Jahr rum und ich gebe wieder meinen Senf zum abgelaufenen Jahr dazu (unbedingt Händlmeier, man sollte regionale Produkte unterstützen). Nach zwei bis drei – Experten streiten sich noch – akuten Pandemiejahren, bald zwei Jahren Ukrainekrieg und dem Konflikt zwischen Israel und Palästina wundert mich bald leider nichts mehr. Die Welt ist nasch. Wahrscheinlich bekommen wir in der heutigen Zeit einfach durch Social Media & Co. den ganzen Wahnsinn einfach besser mit. Aber was sind meine persönlichen Eindrücke des Jahres 2023? Lasst es uns herausfinden – let’s go.


Etwas Persönliches

Auf ganz persönlich-privat-emotionaler Ebene war 2023 sicherlich kein leichtes, aber durchaus lehrreiches Jahr für mich. Ich musste damit klarkommen, dass zwei meiner geliebtesten Menschen, die mich mit großgezogen haben von mir gegangen sind (ruhet in Frieden Oma und Opa <3). Das ich zu meinen Großeltern ein ganz besonderes Verhältnis hatte, liegt an sehr vielen verschiedenen Gründen, aber ganz einfach zusammengefasst hatte ich bei ihnen die unbeschwertesten und schönsten Momente meiner Kindheit. Dort durfte ich einfach so sein, wie ich bin und habe einfach nur Liebe erfahren, neben gaaanz vielem Essen, Süßigkeiten und Plätzchen. 😊
Was bleibt also schlussendlich übrig, wenn geliebte Menschen nicht mehr da sind? Woran man jetzt auch glaubt – sei es Wiedergeburt, das ewige Leben oder die ultimative Leere am Ende von allem – eines vergeht nicht. Und zwar, dass was dir diese Menschen mitgegeben haben. Ich weiß es hört sich unglaublich schmalzig an, wenn ich sage „sie leben in dir weiter“, aber ich muss aus meiner jetzigen Erfahrung sagen, dass das dann doch irgendwie stimmt. Meine Großeltern haben mir beigebracht immer ehrlich zu sein, demütig, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen, sparsam, aber nicht geizig zu sein, anderen zu helfen, auch wenn man nicht sofort etwas dafür erhält und ganz besonders nicht zu streiten und natürlich seinen Teller aufzuessen (das kommt manchmal nicht ganz so gut 😉). Und bei vielen der Tugenden sehe ich auch Grundsätze von beispielsweise Warren Buffett wieder, der ironischerweise derselbe Jahrgang wie mein Opa ist. Ich sehe meine verstorbenen Großeltern als inneren moralischen Kompass, da ich mich seitdem ertappe, dass ich mich frage „was hätten sie jetzt gemacht?“. Ich kann die Verantwortung nicht mehr abgeben, indem ich sie direkt frage, aber ich kann sehr wohl nachdenken und hoffe, dass ich auch in ihrem Sinne Entscheidungen treffe und auf dem richtigen Weg bleibe. Ich hoffe, das macht sie stolz, wo immer sie jetzt auch sind. Besonders die Weihnachtszeit ist von Melancholie geprägt. Wenn ich dann an Weihnachten an ihren Gräbern stehe, anstatt bei ihnen Ente zu essen werden ein paar Tränchen fließen, aber ich will verdammt sein, wenn ich nicht hauptsächlich dankbar bin und an die sehr schönen gemeinsamen Zeiten denke.


Opportunitätskosten

Und wie bekomme ich jetzt den Schwenk hin zur Börse? Naja, eigentlich habe ich das ja schon getan, ich denke, dass gewisse Tugenden und Grundsätze nicht nur im Leben, sondern auch beim Investieren wichtig sind. Und dieses Jahr wurde meine Rationalität auch nochmal geprüft. Wie ich letztes Jahr geschrieben hatte, baue ich gerade ein Haus und „durfte“ einen Kredit aufnehmen. Da ich sonst ein schlechter Datenanalyst wäre, plane ich natürlich sämtliche Kosten schön übersichtlich in einer Excel mit ausreichendem Sicherheitspuffer. Jetzt ist die große Preisfrage: Soll ich trotzdem stur weiter investieren oder mir doch lieber etwas mehr Geld beiseitelegen für das neue Haus. Der TV hat einen komischen Streifen, da wäre ein OLED recht, eine Terassenüberdachung wäre auch ganz schick und ein Esstisch wahrscheinlich auch nicht schlecht.
Jetzt kommt Value Investing ins Spiel. Egal ob bei Aktien, Essen oder jetzt auch beim Haus, das Preis-Leistungs-Verhältnis muss passen und ich muss priorisieren, was mir gerade wichtig ist. Deswegen habe ich für mich einen guten Kompromiss zwischen weiter investieren und mehr Geld zur Seite legen gefunden. Opportunitätskosten beschreiben ja in diesem Sinne Alternativen, die ich für das Geld habe, und da gilt es eine Balance aus Sparen für alltägliche Dinge und Investieren zu finden.


Das Börsenjahr 2023 – war da was?

2023 war weiterhin geprägt von einer viel zu hohen Inflation und damit weiter einhergehenden Zinsanhebungen – sowohl bei der US-amerikanischen FED als auch bei der europäischen EZB. Das war für Aktien erst einmal turbulent wie immer, aber davon haben wir „alten Hasen“ uns nicht mehr aus der Ruhe bringen lassen und einfach unseren Stiefel durchgezogen. Bei der jetzigen Aussicht auf eine Inflation, die sich langsam der Zielmarke von 2% nähert, preist der Markt schon wieder die ersten Zinssenkungen für 2024 ein. Wir schauen stur weiter nach qualitativ hochwertigen Unternehmen zu einem günstigen bis fairen Preis. Das ist die ganze Kunst und deswegen ist uns das drumherum auch relativ egal, wir beobachten entspannt von der Seitenlinie und packen zu, wenn sich Gelegenheiten ergeben, denn uns pressiert gar nix. 😊 Es gab auch wieder diverse Untergangsszenarien für die Aktienmärkte im Jahr 2023, aber schlussendlich bleibt festzuhalten, dass wieder neue Rekordstände erklommen wurden und Aktien nach wie vor das sinnvollste Investment sind, das man tätigen kann. Wenn der Pessimismus an den Börsen am größten ist, befindet man sich wahrscheinlich schon wieder am Beginn eines Bullenmarktes oder ist schon mittendrin. Kriege, Inflation und Rezessionen – eigentlich hatte 2023 alles was Börsen normalerweise einbrechen lässt, trotzdem kommt es erstens einfach anders und zweitens als man denkt.

Das war es dann auch schon wieder mit dem Jahr 2023, es ging noch schneller vorbei als die Jahre zuvor.


In diesem Sinne wünsche ich euch und euren Liebsten fröhliche Feiertage. Bleibt’s gesund und 2024 wird sicher grandios. 😉

Kevin in “Kevin allein in New York” (Quelle: GIPHY)


Euer freundlicher Value Investor aus der bayrischen Nachbarschaft


Andi


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