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Ausgabe #39: Circle of Competence – Ich weiß, dass ich nichts weiß

Socrates - Bild von solut_rai (Quelle: Pixabay)
Sokrates – Bild von solut_rai (Quelle: Pixabay)

 

„Schuster bleib bei deinen Leisten!“

Wer kennt dieses Sprichwort nicht? Fast alle von uns haben es im Leben schon das eine oder andere Mal gehört, ob im Guten oder im Schlechten. Im Kern beschreibt es aber sehr gut das, was ich meine.

Ich habe mir lange den Kopf zerbrochen, wie ich dieses Thema am besten angehe und bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich euch in diesem Artikel das Konzept des Kompetenzkreises erkläre und ich euch bei einem späteren Artikel meine Lieblingsbranchen näherbringe. Aber lasst uns einen genaueren Blick auf den Kompetenzkreis werfen.

 

Der Circle of Competence

 

Wir mögen, genauso wie Warren Buffett, Unternehmen, die einfach und verständlich sind. Aber was genau ist denn nun einfach und verständlich? Um das Ganze genauer zu veranschaulichen hat Warren Buffett den Begriff des sog. „Circle of Competence“ (Deutsch: Kompetenzkreis) geprägt. Die Definition liefert er uns selbst in einem Berkshire Hathaway Shareholder Letter:

 

“Should you choose, however, to construct your own portfolio, there are a few thoughts worth remembering.  Intelligent investing is not complex, though that is far from saying that it is easy. What an investor needs is the ability to correctly evaluate selected businesses.  Note that word “selected”:  You don’t have to be an expert on every company, or even many.  You only have to be able to evaluate companies within your circle of competence.  The size of that circle is not very important; knowing its boundaries, however, is vital.”
(Vgl. Berkshirehathaway.com: http://www.berkshirehathaway.com/letters/1996.html)

 

Das heißt, man sollte zu allererst verstehen, was man sich da gerade ansieht. Wenn ihr ein Unternehmen oder die ganze Branche nicht versteht, wie sollt ihr dann zukünftige Entwicklungen in fünf Jahren, geschweige denn in ein paar Monaten bewerten?

 

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(Vgl. YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=HFfrdvu-Bgo)

 

Was hat ein Pinguin damit zu tun?

 

Eine meiner Meinung nach sehr gute Parabel zu diesem Sachverhalt liefert der deutsche Arzt und Kabarettist Dr. Eckart von Hirschhausen:

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(Vgl. YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=Az7lJfNiSAs)

 

Der Pinguin ist nach außen hin erst einmal physiologisch sehr unscheinbar gebaut. Kurze Flügel, mit denen er nicht fliegen kann und kurze Beine mit denen er nicht richtig laufen kann. Aber sobald er in seinem Element Wasser ist, dann zeigt er was er kann und gleitet federleicht durch die Fluten. Er befindet sich in seinem Kompetenzkreis. Das mag jetzt weit hergeholt klingen, aber im Grunde entspricht es genau dem was uns auch Warren Buffett sagen will. Wenn wir in unserem „Element“ sind und Unternehmen betrachten, mit denen wir uns auskennen und bei denen wir Entwicklungen richtig einschätzen können, dann kann das was werden. Wenn wir allerdings in fremde Regionen vorstoßen, von denen wir keine Ahnung haben, dann fliegen wir schnell auf die Schnauze.

Für mich bedeutet das, dass ich versuche Unternehmen zu finden, von denen ich Ahnung habe. Ich muss nicht in jeder Branche Experte sein oder jeden Hype mitgehen.

Ihr müsst euch verschiedene Fragen stellen, um zu sehen, ob ihr das Unternehmen oder die Branche, in der es agiert auch wirklich versteht:

  • Versteht ihr das Produkt?
  • Wie verdient das Unternehmen überhaupt Geld?
  • Wodurch erzeugt das Unternehmen Wachstum?
  • Seid ihr selbst Kunde des Unternehmens?
  • Wie schlägt sich das Unternehmen gegenüber der Konkurrenz?
  • Was macht das Unternehmen besser als andere?
  • Was wird sich in den nächsten 10 Jahren NICHT ändern?

Das sind nur ein paar Beispiele um zu überprüfen, ob das Unternehmen in eurem Kompetenzkreis liegt oder nicht.

Ich habe deswegen bestimmte Branchen, von denen ich glaube, dass sie in meinem Kompetenzkreis liegen. Das bedeutet natürlich nicht, dass ich mein ganzes Leben lang auf diese Branchen festgelegt bin, ich kann mit der Zeit noch dazulernen und meinen Kompetenzkreis erweitern. Darüber hinaus gib es natürlich auch Unternehmen und Branchen die ich – Stand heute – wahrscheinlich nie so wirklich verstehen werde, aber das ist auch in Ordnung. Ganz wichtig ist hierbei zu wissen, was man nicht weiß. ?

Kompetenzkreis_#39
Grafische Darstellung des Kompetenzkreises

 

Im nächsten Teil werde ich euch meine derzeitigen Lieblingsbranchen vorstellen und auch sagen, wovon ich die Finger lasse.

 

Was befindet sich in eurem Kompetenzkreis und wie denkt ihr darüber? Glaubt ihr, dass das heute noch wichtig ist oder, dass man im Prinzip alles analysieren und bewerten kann? Schreibt mir, kommentiert und diskutiert, auch gerne über Facebook und Instagram!

 

Abschließend wünsche ich euch wie immer noch einen schönen Tag und viel Spaß und Erfolg beim Investieren! 😉

 

Eurer freundlicher Value Investor aus der bayrischen Nachbarschaft

 

Andi

 

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Comments (2)

Wo und wie finde ich defensive Anhaltspunkte zur Bewertung einer Aktie

Hallo Hennes,

ich würde dir gerne hinsichtlich der Bewertung einer Aktie meinen Artikel ans Herz legen, wie wir Unternehmen bewerten. Den findest du hier:
https://bavarian-value.de/2018/02/23/ausgabe-11-wie-bewerten-wir-unternehmen/

Obwohl ich das KGV als alleiniges Bewertungskriterium eigentlich nicht so gern mag, kann es zumindest einen groben Anhaltspunkt bieten, ob das Unternehmen jetzt irgendwo in der Nähe einer fairen Bewertung ist, oder komplett darüber. Wenn ein Unternehmen bspw. ein KGV > 60 hat ist es ziemlich wahrscheinlich überbewertet. Aber auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel.

Ein anderer defensiver Anhaltspunkt könnte das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV = Kurs der Aktie / Buchwert der Aktie) sein. Den Buchwert erhältst du, indem du das Eigenkapital des Unternehmens durch die Anzahl der ausstehenden Aktien teilst. Hat ein Unternehmen z.B. 100 Mio.€ Eigenkapital und 1 Mio. ausstehende Aktien, wäre das ein Buchwert von 100€ pro Aktie. Wäre der Kurs der Aktie bspw. bei 50€ hättest du ein KBV von 0,5. Die Faustregel besagt, dass ein Unternehmen unterbewerteter sein könnte, je niedriger das KBV ist.

Ich würde allerdings solche Kennzahlen wirklich nur als allerersten Indikator nehmen und niemals isoliert als “die Eine” Bewertungsmethode ansehen.

In diversen Aktienscreenern (z.B. der von onvista.de) kannst du schon vorher einstellen, nach welchen Kriterien du filtern willst. Hier kannst du von vornherein bspw. ein niedriges KGV und/oder ein niedriges KBV einstellen, um nach möglichen unterbewerteten Aktien zu suchen.

Ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen.

Viele Grüße
Andi

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