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Gaststar-Special-August 2020 #3: Investieren in Zeiten von Corona (von Daniel, Whirlwind-Investing)

Servus miteinander,

unser heutiger Gaststar betreibt einen wirklich tollen Quality Investing Blog.

Bühne frei für


Daniel von Whirlwind-Investing


[Viel Spaß beim Lesen wünschen euch Andi & Dani!]

Whirlwind-Investing_Banner

Disclaimer: Der folgende Text stellt keine Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Ich veröffentliche hier lediglich meine persönliche Meinung. Prinzipiell sind Aktien, ETFs und Fonds immer mit Risiken behaftet. Auch ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals ist möglich. Trotz gründlicher Recherche kann für die Richtigkeit und Vollständigkeit der hier veröffentlichten Informationen keine Haftung übernommen werden.


Corona aus Sicht der Börse:  Einordnung in den historischen Kontext

Es ist wohl nicht übertrieben zu sagen, dass der SARS-CoV-2 Erreger, welcher die Coronavirus-Erkrankung (COVID-19) hervorruft, unser aller Leben in den zurückliegenden 6 Monaten maßgeblich beeinflusst hat. Jeder, der im Jahr 2020 zumindest halbwegs am öffentlichen Leben teilgenommen hat, war mit ziemlicher Sicherheit direkt oder indirekt entweder vom Virus selbst, oder von den zahlreichen Eindämmungsmaßnahmen, wie dem flächendeckenden Lockdown, dem Social Distancing und der Tragepflicht von Mund-Nasen-Abdeckungen, betroffen. Aber auch die Börsen, welche das Risiko anfänglich noch ignorierten und teilweise im Februar 2020 sogar noch neue Hochs erreicht hatten, haben im letzten Teil des ersten Quartals des Jahres 2020 dann doch noch einen regelrechten Crash erlebt.

Zur Einordnung des Corona-Crashs in den historischen Kontext habe ich für zwei erfolgreiche, bekannte Indizes – den amerikanischen S&P 500 und den deutschen MDAX – die Kursentwicklung von Anfang März 1999 bis Ende Juni 2020 dargestellt und darauf basierend Drawdown-Charts erstellt. Als Drawdown bezeichnet man den prozentualen Abstand eines Kurses vom vergangenen Höchststand. Der Drawdown-Chart stellt die einzelnen Abstände ferner über einen ausgewählten Zeitraum grafisch dar. (Anmerkung: Da es sich beim MDAX um einen Performance-Index handelt, bei welchem die Dividenden mit berücksichtig werden, habe ich zur besseren Vergleichbarkeit auch für den S&P 500 die Total-Return Variante (kurz: S&P 500 TR) gewählt.)



Wie in den Abbildungen mit den Kursverläufen unschwer zu erkennen ist, haben sich die beiden Indizes über den über 21-jährigen Betrachtungszeitraum (genauer 21 Jahre und 121 Tage) prächtig entwickelt. Trotz der Terroranschläge vom 11. September 2001 und dem darauf folgendem Irakkrieg im Jahr 2003, der Weltfinanzkrise über die Jahre 2008/2009 und dem kürzlich stattgefundenen Corona-Crash hat der S&P 500 TR eine Gesamt-Performance von über 270 % bzw. eine Rendite von 6,4 % pro Jahr erreicht. Der deutsche MDAX hat im gleichen Zeitraum sogar eine Gesamt-Performance von über 580 % geschafft, was einer annualisierten Rendite von 9,4 % p.a. entspricht. Meiner Meinung nach sind das respektable Renditen, erreicht mithilfe simpler „Buy & Hold“-Anlagen, ohne Stock-Picking und Market-Timing.

Werfen wir nun einen Blick auf die Risiken in Form wesentlicher Kursrückgänge, den sogenannten Drawdowns. Obwohl die marktbreiten Verwerfungen und Kursrückgänge im Zuge der Corona-Pandemie im März 2020 innerhalb eines ungewöhnlich kurzen Zeitraums erfolgten, so waren die prozentualen (Buchwert-)Verluste verglichen mit vorhergehenden Krisen doch verhältnismäßig gering, wie folgende Tabelle zeigt:

Ereignis/ZeitraumDrawdown S&P 500 TRDrawdown MDAX Perf.-Index
Terroranschläge, Irakkrieg
2001 – 2003
-47,41 %-47,79 %
Weltfinanzkrise
2008/2009
-55,25 %-63,41 %
Corona-Crash
02-2020 – 03 -2020
-33,79 %-38,99 %


Halten wir also fest: Die Corona-Pandemie hat im letzten Drittel des ersten Quartals des Jahres 2020 zu einem deutlichen Rücksetzer an den Börsen von teilweise über 30 % gesorgt. Im Vergleich zu anderen größeren Krisen, welche in den letzten zwei Jahrzehnten ebenfalls die Börsen beeinflusst haben, ist der bisherige „Corona-Drawdown“  jedoch vergleichsweise gering ausgefallen. Zudem zeigt die mittel- bis langfristige Kursentwicklung ausgewählter Indizes, dass trotz mehrerer Crashs sowohl die Gesamt-Performance als auch die annualisierte Rendite, betrachtet über einen Zeitraum von mehr als 21 Jahren, dennoch mehr als zufriedenstellend war. Wobei diese Ergebnisse sogar ohne Stock-Picking und Market-Timing, sondern über ein Einmal-Investment zu einem mehr oder weniger zufällig gewählten Zeitpunkt, welcher der Auswertung zugrunde liegt, erreicht werden konnten.

Welche Performance wäre nun wohl möglich, wenn man sein Kapital anstatt in den breiten Markt, stattdessen langfristig in eine Auswahl qualitativ hochwertiger Unternehmen investieren würde? Und das nicht nur einmalig, sondern regelmäßig, in guten, wie in schlechten Zeiten?


Wie ich mit der Situation als Investor umgegangen bin

Gerade in Zeiten, in denen es an den Börsen turbulenter zugeht und sich ein wachsender Anteil der Marktteilnehmer immer mehr und immer stärker von seinen Emotionen (häufig vorherrschend Gier und Angst) leiten lässt, hilft es meiner Meinung nach sehr, sich besonders auf die eigene Investmentstrategie zu konzentrieren. Ich selbst habe die Gelegenheit genutzt und meinen eigenen Investmentansatz niedergeschrieben. Dieser kann wie folgt formuliert werden:

Bei meiner Investmentstrategie konzentriere ich mich grundsätzlich auf qualitativ hochwertige Unternehmen mit einer soliden Bilanz und einer ausgeglichenen Kapitalstruktur, welche obendrein profitabel wirtschaften. Darüber hinaus setze ich weiterhin einerseits auf Unternehmen, welche bereits heute hohe freie Cashflows erzielen und damit ihre Aktionäre in Form von zuverlässigen Dividendenzahlungen und zusätzlichen Aktienrückkäufen am Unternehmenserfolg teilhaben lassen, sowie auf Unternehmen andererseits, welche durch moderat und stetig steigende Umsätze, Cashflows und Gewinne ihren Unternehmenswert Jahr für Jahr weiter erhöhen.
Whirlwind-Investing-Investmentansatz


Weiterhin konzentriere ich mich bei meinen Investments verstärkt auf das Unternehmen selbst und dessen fundamentalen Wert und weniger auf den Preis seiner börsengehandelten Aktie, welchen die Summe der Marktteilnehmer gerade als angemessen erachtet. Dies führt dazu, dass ich fallende Kurse für mich eher als Chance, denn als Risiko betrachte.

„Nur wer in der nahen Zukunft zum Aktienverkäufer wird, sollte glücklich sein, wenn die Aktien steigen. Voraussichtliche Käufer sollten fallende Preise eindeutig bevorzugen.“
– Warren Buffett in einem Brief an die Aktionäre von Berkshire im Jahr 1997 –


Konkret habe ich für mein „Aktien-Sammler Reloaded“-Depot in den letzten Wochen und Monaten Anteile an wunderbaren Unternehmen wie Microsoft, Illinois Tool Works, Stryker und Disney erworben sowie zusätzlich Stücke von Church & Dwight, Thermo Fisher Scientific, Texas Instruments und VISA eingesammelt. Zudem sehe ich keinen Grund, warum ich  dieses Vorgehen zukünftig nicht genau so fortsetzen sollte. Vor allem, wenn ich durch meine Recherchen weitere Unternehmen finde, welche sogar in turbulenten Zeiten und Krisen in der Lage sind ihre Umsätze, Cashflows und Gewinne zu steigern, wie der US-amerikanische Anbieter von Haushaltswaren und Produkten des täglichen Bedarfs – Church & Dwight – auf welchen ich im Folgenden noch kurz genauer eingehen möchte.


Church & Dwight – Solides Wachstum mit Alltagsprodukten

Das US-amerikanische Unternehmen Church & DwightTicker CHD – fertigt und vertreibt eine breite Palette an Produkten für den täglichen Bedarf sowohl im Inland, also innerhalb der USA, als auch international. Dabei gliedert sich das Geschäft in die Segmente:

  • Consumer Domestic (= inländisches Konsumgütergeschäft) mit Haushaltswaren und Körperpflegeprodukten,
  • Consumer International (= internationales Konsumgütergeschäft) hauptsächlich mit Körperpflegeprodukten sowie
  • Specialty Products (= Spezialprodukte) mit Produkten zur Verbesserung der Produktivität und des Wohlbefindens in der Tierhaltung sowie anorganischen Spezialchemikalien und Spezialreinigern

Der Anteil der jeweiligen Produktgruppen am Geschäft von Church & Dwight kann der folgenden Grafik entnommen werden, welche vom Unternehmen im Rahmen der Q4 2019 Earnings Presentation veröffentlicht wurde:

2019-Q4_EarningsPresentation_Portfolio_CHD
Abbildung 5: Anteil der Produktgruppen am Geschäft von Church & Dwight, Quelle: Q4 2019 Earnings Presentation – Church & Dwight


Weiterhin verfügt Church & Dwight über 12 Schlüsselmarken – genannt „Power-Marken“ – die rund 80 % des Umsatzes ausmachen. Dazu gehören ARM & HAMMER, Trojan, First Response, Nair, Spinbrush, OxiClean, Orajel, Vitafusion, Batiste, XTRA, WaterPik und Flawless.

Das Geschäftsjahr von Church & Dwight beginnt am 01. Januar und endet am 31. Dezember, wobei sich unter Berücksichtigung des abgeschlossenen Fiskaljahrs 2019 folgendes Dashboard für die Aktie mit Stand 10.07.2020 ergibt:

2020-07-10_Church & Dwight WI-Dashboard
Abbildung 6: Church & Dwight – Dashboard by Whirlwind-Investing

(Wenn ihr mehr über die Dashboards von Whirlwind-Investing erfahren wollt, schaut gern mal hier vorbei.)

Wie dem Dashboard entnommen werden kann, ist Church & Dwight mit einer über 3 Jahre gemittelten Eigenkapitalquote von knapp 40 % und einer Schuldentilgungsdauer (ohne Berücksichtigung der flüssigen Mittel) von unter 5 Jahren finanziell solide aufgestellt. Des Weiteren wirtschaftet das Unternehmen profitabel und hat seit über 10 Jahren stets operative Gewinne ausgewiesen. Auch die Eigenkapitalrendite, gemittelt über 3 Jahre, von über 25 % und die stabile operative Marge von knapp 20 % zeugen von einer ordentlichen Rentabilität.

Im Hinblick auf die Wachstumsraten (CAGR) über 5 und 10 Jahre konnten die Umsätze jährlich um gut 5 % und die operativen Gewinne im Mittel sogar um etwa 6 % pro Jahr gesteigert werden. Insgesamt wächst das Unternehmen somit moderat und sehr kontinuierlich.

Über die letzten 5 Jahre betrug die Total-Return-Rendite, d.h. Kauf der Aktie von Church & Dwight zum mittleren Kurs des Fiskaljahres 2014 und Verkauf zum mittleren Kurs des Fiskaljahres 2019, inkl. der gezahlten Dividenden durchschnittlich 16,95 % pro Jahr (alle Preise und Dividenden in USD). Klasse, oder?


Lessons Learned

Bisher waren die Turbulenzen, ausgelöst durch die Corona-Pandemie, für die Börsen weniger heftig, als die Vorgänge rund um den 11. September 2001 und dem sich anschließenden Irakkrieg oder in Folge der Weltwirtschaftskrise 2008/2009. Langfristig haben selbst große marktbreite Indizes mittel- bis langfristig deutlich positive Renditen erwirtschaftet.

Weiterhin bin ich überzeugt, dass mit der passenden Einstellung und einer fundierten Investmentstrategie auch zukünftig turbulente Börsenzeiten, ausgelöst durch Anschläge, Kriege, Wirtschaftskrisen oder wie aktuell durch eine Virus-Pandemie, mittel- bis langfristig erfolgreich überstanden werden können.

Wenn man zudem auf qualitativ hochwertige Unternehmen setzt, welche mit Ihrem Geschäftsmodell idealerweise selbst über schwierige Zeiten hinweg in der Lage sind ihre Umsätze, Cashflows und Gewinne zuverlässig und stetig zu steigern, dann können unter Umständen selbst die soliden Renditen großer marktbreiter Indizes noch übertroffen werden.

Schließlich plädiere ich dafür, dass sich mehr Anleger als Investoren betätigen und damit primär auf ihre Unternehmen und deren fundamentale Werte konzentrieren und weniger auf den momentanen Marktpreis der börsengehandelten Aktien. Lasst euch nicht von dem stetigen Auf und Ab der Börse verunsichern und versucht vor allem eure Emotionen in den Griff zu bekommen.

Für weitere Gedanken, Anregungen oder kennzahlenbasierte Analysen schaut gern mal auf Whirlwind-Investing.com vorbei.

Viele Grüße,

Daniel aka Whirlwind 😉


Dieser Artikel wurde verfasst von Daniel von Whirlwind-Investing.


Disclaimer


Hinweis nach §34b WpHG: Wir können teilweise selbst direkt oder indirekt im Besitz der angesprochenen Wertpapiere sein. Die Unternehmensanalyse stellt keine Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.

Risikohinweis: Die analysierten Aktien unterliegen Kursschwankungen. Im Extremfall ist auch ein Totalverlust möglich.

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