Der Große Peter Lynch hatte viele Kategorien in die er seine Aktien eingeteilt hat. Und er suchte auch gezielt nach Unternehmen, die auf den ersten Blick vielleicht nicht ganz so sexy daherkommen und etwas machen mit dem die meisten Leute eigentlich nichts zu tun haben wollen. Ein paar Beispiele wären z.B. Bestattungen oder etwa auch Müll. Hier könnten allerdings schon ein paar Glocken klingeln, denn nicht nur Hobby-Mafiosi wissen: Mit Müll lässt sich ganz schön Kohle scheffeln.
Das hat auch Bill Gates erkannt und nach Berkshire Hathaway ist unser nachfolgendes Unternehmen mit ca. 10% die zweitgrößte Position in dessen Depot. Deswegen wird es Zeit, dass wir uns den Müll-Boss unter den Aktien einmal genauer ansehen – Waste Management.
Waste Management – Kurzportrait
Das Unternehmen wurde 1968 in Houston, Texas, gegründet und das Geschäftsmodell ist sprichwörtlich Müll. Also nicht das Geschäftsmodell an sich, sondern womit es sich beschäftigt – ihr versteht mich schon.
Waste Management kümmert sich um alles was Müll angeht. Von der Abholung, über das Deponieren bis zum Recycling sind alle Tätigkeiten der Wertschöpfungskette abgedeckt. Dabei ist der Konzern die Nummer 1 in den USA.
Den größten Teil am Umsatz macht das Aufsammeln des Mülls aus, gefolgt von Deponieren, Zwischenlagern, Recyclen und anderen Aktivitäten (spezielle Entsorgungen, Herstellung von erneuerbaren Energien).
Man sieht auch anhand der Karte wie Waste Management sein Müll-Imperium in Nordamerika kontrolliert. Und hier sind nicht nur die USA dabei, sondern auch große Teile von Kanada. Das macht das Unternehmen dann eigentlich fast schon zu einem No-Brainer-Investment, oder etwa nicht?
Aktuelle Lage
Wie man es von einem richtigen Langweiler-Investment (positiv gemeint!) gewohnt ist, sehen auch die Zahlen in Q1 nicht besonders spannend aus. Der Umsatz von Q1 2019 (3,70 Mrd. US-$) zu Q1 2020 (3,73 Mrd. US-$) ist fast unverändert. Gleiches gilt im betrachteten Zeitraum für den Gewinn, der von 347 Mrd. US-$ auf 361 Mrd. US-$ gesteigert werden konnte.
Zum Thema Corona-Virus: Dieser beeinträchtigt Waste Management natürlich auch, aber in viel geringerem Ausmaß als das bei anderen Branchen der Fall ist. Hier geht es eher darum Schutzausrüstung für das Team in den Müllwägen zu besorgen oder die Leute im Back-Office von zuhause aus arbeiten zu lassen. Wir Menschen produzieren trotz des Virus Müll in großen Mengen – vor allem in den USA. Darüber hinaus hat das Management vorsichtshalber ein wenig Cash gehortet, denn sicher ist sicher. Das bedeutet aber nicht, dass Waste Management die jetzige Situation nicht nutzt um die Preise zu erhöhen.
Zum Thema Burggraben hat das Unternehmen in den Vereinigten Staaten einfach einen natürlichen Wettbewerbsvorteil aufgrund der schieren Größe und Verbreitung des Unternehmens und seiner Deponien. Keiner wird wohl auf die Idee kommen neben eine bestehende Mülldeponie eine weitere zu bauen. Das bedeutet, selbst wenn es die Konkurrenz schaffen sollte den Müll abzuholen, sie müssten ihn zumindest immer noch auf eine Deponie von Waste Management schaffen und ihnen somit den Rest der Wertschöpfungskette überlassen – krisensicherer geht kaum. Denn die staatlichen Auflagen um ins Müllgeschäft einzusteigen sind teilweise wirklich enorm. Das verschafft Waste Management einen tiefen Burggraben und schützt vor Konkurrenz. Was mir zudem auch noch gefällt ist, dass das Management regelmäßig eigene Aktien zurückkauft.
Der weltweite Müllmarkt wächst stetig, aber langsam. Das hört sich eigentlich alles recht vielversprechend an, aber es gibt da ein, zwei Haken für mich.
Zum einen ist das natürliche Wachstum von Waste Management begrenzt. Ja, es wächst, aber in einem überschaubaren Bereich. Zudem sind die fundamentalen Zahlen nichts was mich wirklich vom Hocker haut. Die EK-Quote von 2019 ist für mich mit 25% nicht berauschend und der dynamische Verschuldungsgrad gerade noch so akzeptabel. Krisensicheres Geschäftsmodell hin oder her, aber ein bisschen mehr finanzielle Stabilität verlange ich eigentlich schon von einem Investment. Auch die EBIT-Marge ist mit knapp 18% in 2019 in Ordnung, aber auch nicht mehr. Einzig für Dividendeninvestoren könnte die jährliche Dividendensteigerung seit über 16 Jahren interessant sein, bei einer Dividendenrendite in 2019 von knapp 2%.
Was in anderen Unternehmenstalks an dieser Stelle oft kommt, sind wichtige Neuerungen des Unternehmens. Die wichtigste aller Neuerungen von Waste Management ist Folgende: Es gibt keine.
Und das ist in dieser Branche gar nicht mal so übel. Das zeugt nicht von mangelnder Innovationskraft, sondern von Konstanz und das ist eigentlich das wonach wir suchen. Lediglich die Wachstumsaussichten und die mittelmäßigen Fundamentaldaten sind das was mich nicht vor Euphorie aufspringen lässt. Deswegen werden wir Waste Management sicher auf unserer Watchlist behalten, aber zum jetzigen Zeitpunkt kommt ein Investment für mich noch nicht in Frage.
Was haltet ihr von richtig langweiligen Unternehmen? Würdet ihr Waste Management kaufen oder habt ihr es auf eurer Watchlist? Schreibt mir, kommentiert und diskutiert, auch gerne über Facebook und Instagram! Gerne könnt ihr euch auch unserer Facebook-Gruppe The Value Investing Circle anschließen.
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Abschließend wünsche ich euch wie immer noch einen schönen Tag und viel Spaß und Erfolg beim Investieren!
Euer freundlicher Value Investor aus der bayrischen Nachbarschaft
Weitere Quellen
Waste Management: Annual Report 2019
Waste Management: Q1 Earnings 2020
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