Wir bleiben gerne bei dem was wir kennen. Um als Investor langfristig erfolgreich zu sein, ist es wichtig zu wissen, was man nicht weiß, damit man darum einen großen Bogen machen kann. Aber das Thema „Essen“ gehört eindeutig zu meinem Kompetenzkreis. Und da ich auch im Urlaub immer Augen und Ohren für neue Investmentideen offenhalte, habe ich ein in Deutschland wohl weitestgehend unbekanntes Unternehmen aus der Fast Food Branche entdeckt, das ich euch natürlich nicht vorenthalten möchte. Guten Appetit!
Jollibee Foods Corporation – Kurzportrait
Was 1975 mit einer Eisdiele in Quezon City (Philippinen) begann, ist heute die Jollibee Foods Corporation (JFC), das größte Fast Food Unternehmen der Philippinen. Mittlerweile gehören weltweit 4.613 Filialen zu JFC. Die größte Restaurantkette und Namensgeber des kompletten Konzerns ist Jollibee mit 1.401 Filialen. Jollibee ähnelt der US-amerikanischen und auch bei uns in Deutschland bekannten Kette KFC. Es gibt dort zwar auch Beef-Burger wie bei McDonald’s oder Burger King, aber das Markenzeichen ist das knusprige „Chickenjoy“. Zudem gibt es noch eine weitere Ähnlichkeit zu KFC. So wie KFC zusammen mit Pizza Hut und Taco Bell den Fast Food Konzern Yum! Brands bildet, ist auch Jollibee nicht die einzige Marke von JFC. Neben Jollibee gehören Chowking (chinesisches Fast Food), Mang Inasal (Barbecue), Smashburger (Fast-Casual Burger) und weitere Restaurantketten zum philippinischen Unternehmen.
Da JFC sehr viele verschiedene Ketten unter einem Dach vereint und diese zusätzlich in den verschiedensten Ländern vertreten sind, hier ein kurzer Überblick (Stand 30.06.2019):
Phillipinen (3.238):
1.163x Jollibee
590x Chowking
577x Mang Inasal
479x Red Ribbon
284x Greenwich
101x Burger King
43x Highlands Coffee
1x PHO24
Außerhalb der Philippinen (1.375):
345x Smashburger (primär USA)
323x Yonghe King (China)
297x Highlands Coffee (Vietnam)
238x Jollibee (118x Vietnam, 37x USA, 17x Brunei, 14x Vereinigte Arabische Emirate, 13x Saudi-Arabien, 8x Hong Kong, 7x Singapur, 7x Katar, die restlichen Länder unter 7 Filialen)
47x Chowking (in mehreren Ländern)
45x Hong Zhuang Yuan (China),
34x PHO24 (Vietnam & Indonesien)
31 Red Robbin (USA)
9x Dunkin’ Donuts (China)
6x Hard Rock Cafe
Weltweit: 4.613 Filialen
Wenn der Gewinn um 50% einbricht
Das philippinische Fast Food Unternehmen wächst rasant. Die „system wide sales“, also alle Umsätze sowohl aus selbstbetriebenen Restaurants als auch aus den Läden von Franchisenehmern, konnten um 13,8% (YTD = Year-to-date) auf 113.71 Mrd. PhP (Philippinische Peso) – umgerechnet ca. 2 Mrd. € – gesteigert werden, 10,2% in den Philippinen und 24,9% in den übrigen Märkten (Nordamerika, Europa, der mittlere Osten und der Rest Asiens). Der Umsatz der Jollibee Foods Corporation wuchs im Vergleich zu den ersten 6 Monaten des Vorjahres um 10,1%.
Die „Same-Store Sales“ (flächenbereinigter Umsatz) konnten im zweiten Quartal im Heimatmarkt Philippinen (ausgenommen Red Robbin) um 4,2% gesteigert werden. Red Robbin wurde herausgerechnet, da es Lieferengpässe aufgrund der Verlagerung der Hauptproduktionsstätte gab.
Die Steigerung des flächenbereinigten Umsatzes ist generell ein guter Anhaltspunkt dafür wie gut es dem Unternehmen geht bzw. wie beliebt die Produkte sind. Expandiert ein Unternehmen stark, steigen auch (fast) automatisch die Umsätze. Werden diese Effekte aber herausgerechnet und man bezieht sich lediglich auf die Stores, welche es letztes Jahr bereits gab, kann man erkennen, wie beliebt das Unternehmen bei seinen Kunden ist. Sind die Läden voller als noch vor einem halben Jahr? Stehen mehr Leute Schlange?
Aber trotz des Wachstums bleibt bei Jollibee derzeit nicht viel übrig. Das Betriebsergebnis im zweiten Quartal sank um über 50% zum Vorjahr (YTD: -33,3%), wodurch sich aktuell für das erste Halbjahr eine mickrige EBIT-Marge von 2,6% ergibt. Auch der Gewinn sank in Q2 um 50,2% (YTD: -34,4%).
Der CFO Ysmael V. Baysa macht jedoch deutlich, dass die Profitabilitätsprobleme kurzfristiger Natur sind. Die Lieferschwierigkeiten bei Red Robbin in den Philippinen sollen im zweiten Halbjahr behoben sein. Das zweite Sorgenkind ist die Umstrukturierung von Smashburger in den USA. Diese soll aber zukünftig die Marke stärken und nachhaltiges Wachstum mit sich bringen.
Des Weiteren sollen die Akquisitionen von Coffee Bean und Tea Leaf in 12 bis 18 Monaten zum Ergebnis von JFC beitragen. Über die Jahre hinweg hat Jollibee bereits einige Unternehmen gekauft, restrukturiert und nach eigenen Angaben zu „stronger, more profitable and faster growing market leaders“ (Vgl. Jollibee Foods Corporation: https://www.jollibee.com.ph/investors/) geformt. Hierzu zählen Yonghe King in China (2004), Red Ribbon in den Philippinen (2005), Hong Zhuang Yuan in China (2008), Mang Inasal in den Philippinen (2010) und Highlands Coffee (2012). Zusammen steuern sie mittlerweile 25% zu JFC’s weltweiten „system wide sales“ und 37% des Betriebsergebnisses bei.
Wie kommt man eigentlich auf ein Unternehmen wie Jollibee?
Das Unternehmen ist in Deutschland ja ziemlich unbekannt. Wie bin ich also darauf überhaupt aufmerksam geworden?
Ich war dieses Jahr 10 Tage im Urlaub in Singapur (Eindrücke gibt’s hier 🙂 ). In den ersten Tagen ist mir bereits aufgefallen, dass es in der U-Bahn von Singapur (genannt MRT) viel Werbung zu den 7 im Stadtstaat beheimateten Jollibee-Restaurants gab. Am vorletzten Tag machten wir einen Abstecher ins Lucky Plaza, ein Shopping-Center an der bekannten Orchard Road. Im dortigen Hawker Centre (Food Court oder Food Hall oder wie auch immer man es nennen mag, in Singapur heißt‘s eben Hawker Centre) gab es ein Jollibee Restaurant. Da ich mittlerweile herausgefunden hatte, dass es eine Aktiengesellschaft ist, wollte ich gleich einmal deren Produkte testen. Es könnte sich ja um eine potentielle Investmentmöglichkeit handeln. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir die Fundamentaldaten auch nicht angesehen, somit konnte ich mich auf den Produkttest konzentrieren, also essen. 😉
Es gab ein klassisches Chickenjoy-Menü. Das Essen erinnerte sehr an KFC, was ja nichts Schlechtes heißen muss. Generell hat es mich überzeugt, es war lecker. Sehr interessant war zudem, dass es im kompletten Hawker Centre nur eine Schlange gab, die vorm Jollibee. Als Value Investor auf der Suche sieht man so etwas natürlich gerne. Und so bekommt man bei einem „Unternehmenscheck“ vor Ort doch sehr viele Details mit (Produktqualität, Beliebtheit, Alleinstellungsmerkmale, …), die man nicht wirklich aus einem Annual Report ablesen kann.
Daher macht es immer Sinn sich in der Umgebung umzusehen, ob man nicht etwas Interessantes entdecken könnte. Und genauso sinnvoll ist es sich selbst von den Unternehmen und deren Produkten oder auch Dienstleistungen zu überzeugen.
Jollibee ist jetzt aktuell nicht wirklich interessant, da im Moment die Bilanz nicht überzeugt und es auch dieses Jahr, wie erwähnt, einige Baustellen gab. Aber nach meinen Eindrücken in Singapur, kann ich mir durchaus vorstellen, dass es in Zukunft ein Investmentkandidat werden könnte. Und bis dahin ist es auf jeden Fall auf unserer Watchlist und kann uns auch schon als Vergleichsunternehmen zu Anderen in der Branche dienen, sozusagen eine Art „Benchmark-Unternehmen“.
Und jetzt seid ihr wieder gefragt: Habt ihr schon von der Jollibee Foods Corporation gehört? Wie kommt ihr zu Investmentideen? Haut in die Tasten und schreibt uns eure Meinung – gerne auch auf Facebook oder Instagram. Für interessante Diskussionen könnt ihr euch auch unserer Facebook-Gruppe The Value Investing Circle anschließen.
Außerdem könnt ihr hier einen Blick auf unser wikifolio werfen.
Abschließend, wie immer, noch einen schönen Tag und viel Spaß und Erfolg beim Investieren! ?
Euer freundlicher Value Investor aus der bayrischen Nachbarschaft
Weitere Quellen
Jollibee Foods Corporation: https://www.jollibee.com.ph/investors/
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Jollibee
Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Jollibee_Foods_Corporation
Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Chowking
Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Mang_Inasal
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