Die weltweite Nachfrage nach Fisch steigt. Dabei droht das Problem der Überfischung. Es gibt jedoch eine Branche die beide Probleme löst. Daher sehen wir dort ein enormes Zukunftspotential. Ich spreche von Aquafarming. Wie in unserer Inside-Analyse von Bakkafrost bereits beschrieben, handelt es sich hierbei um die Zucht von Fischen, Garnelen und weiteren Wasserlebewesen.
Steigende Nachfrage
Gehen wir der Frage, wie groß das Potential der Aquafarming-Branche ist, strukturiert nach, indem wir uns zuerst die Entwicklung des Fischkonsums ansehen.
Wie schon in meiner Marktanalyse zu Fast Food aufgezeigt, wächst die Weltbevölkerung weiter an und damit steigt natürlich die Nachfrage nach Nahrungsmitteln. Der Bericht Fish to 2030 der Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) geht von einer Weltbevölkerung von 9 Milliarden Menschen in 2050 aus.
Laut einem Artikel von SeafoodSource wird Fisch immer stärker als gesundes Nahrungsmittel wahrgenommen und ist fester Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung. So stieg der weltweite Fischkonsum (pro Kopf) innerhalb von nicht einmal 60 Jahren von 9 Kilogramm (1961) auf über 20 Kilogramm (2015).
Mittlerweile sind wir bei einem weltweiten Konsum von ca. 158,2 Mio. Tonnen Fisch angekommen, das sind 158.200.000.000 Kilogramm. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung beschreibt die aktuelle Situation wie folgt: „In den vergangenen 50 Jahren hat sich der Fischkonsum weltweit mehr als verdoppelt. Für viele Menschen gehören Fischereiprodukte zu den wichtigsten Protein- und Mikronährstoffquellen (Vitamin A, Eisen, Zink, Calcium, mehrfach ungesättigte Fettsäuren): 17 Prozent des weltweiten Gesamtbedarfs an tierischen Proteinen werden durch Fischeiweiß gedeckt, in Entwicklungsländern liegt der Anteil oft deutlich höher. Fisch kommt deshalb bei der Ernährungssicherung und der Bekämpfung von Mangelernährung eine Schlüsselrolle zu.“
Daher muss man davon ausgehen, dass mit einer weiterwachsenden Weltbevölkerung auch die Nachfrage nach Fisch nach wie vor steigen wird.
Auch in Deutschland sind Fisch und Fischerzeugnisse beliebte Nahrungsmittel und das nicht nur im hohen Norden. 2018 wurden hierzulande ca. 1,1 Millionen Tonnen Fisch und Fischereierzeugnisse verzehrt, ca. 13,7 kg pro Kopf.
Überfischung der Weltmeere
Die steigende Nachfrage nach Fisch bringt aber auch ein großes Problem mit sich – die Überfischung der Weltmeere. Letztendlich ist es derzeit so, dass zu viel Fisch aus dem Meer geholt wird. Mit „zu viel“ meine ich mehr als natürlich nachwachsen kann. Das heißt, dass die weltweiten Fischbestände zurückgehen.
Ein kurzer Abriss der Lage:
- 29% der Fischbestände gelten als überfischt
- 60% der Fischbestände gelten als maximal genutzt
- 38,5 Mio. Tonnen Beifang pro Jahr
Und hier kommt nun eine Branche ins Spiel, bei der sogar der WWF der Meinung ist, dass sie ein Teil der Lösung sein kann – auch wenn etwas Skepsis dabei ist:
„Nachhaltige Fischerei und Fischzucht wirken sich positiv auf Arten und Umwelt aus, sie haben aber auch große Vorteile für uns Menschen. […] „Aquakultur“ heißt die Zucht von Fischen und Meeresfrüchten. Sie kann ein Teil der globalen Lösung sein und helfen, den Druck auf die wild lebenden Fischbestände zu verringern. […] Doch auch hier gilt es, die Folgen für Natur und Mensch im Blick zu behalten. In manchen Küstenregionen zerstört der Bau von Aquakulturanlagen die Küstenlebensräume, wie bspw. Mangrovenwälder. […] Andererseits trägt die konventionelle Aquakultur im Meer auch zur Überfischung bei. Denn für die Zucht von vielen Fischen werden Futterfische benötigt, die erst gefangen werden müssen.“ (Vgl. Fish Forward (WWF): https://www.fishforward.eu/de/environment/#topcontent)
Lösung: Aquafarming
Damit haben wir nun meine beiden Annahmen verifiziert. Durch die steigende Weltbevölkerung und dadurch, dass Fisch eine immer größere Rolle in unserem Leben spielt, steigt die Nachfrage. Auf der anderen Seite haben wir das Problem der überfischten Weltmeere und somit ein großes Problem für das Ökosystem.
Um sowohl die steigende Nachfrage zu decken als auch die Überfischung zu reduzieren wird global auf Aquafarming gesetzt.
Aktuell werden mehr als 155 Mio. Tonnen Fisch jährlich produziert. Mehr als die Hälfte des weltweiten Seafoods kommt dabei aus Aquakulturen.
Der Unterschied zwischen Zuchtfisch und Wildfang ist eigentlich der gleiche wie bei der Aufzucht von Nutztieren und der Jagd auf Wildtiere. Nur betreiben die Menschen das eine schon wesentlich länger als das andere.
Aber seit den 60er Jahren steigt die Produktion von Fisch über Aquakulturen rapide an und hat mittlerweile den herkömmlichen Fischfang überholt. Dieser wurde zwar nicht weniger, aber er stagniert trotz der gestiegenen Nachfrage. Das wird in der nachfolgenden Grafik noch deutlicher.
Diese Entwicklung wird aufgrund der oben genannten Argumente auch weitergehen. „ A new World Bank report estimates that in 2030, 62% of the seafood we eat will be farm-raised to meet growing demand from regions such as Asia, where roughly 70% of fish will be consumed.“ (Vgl. Worldbank: https://www.worldbank.org/en/news/feature/2014/02/05/raising-more-fish-to-meet-rising-demand)
Somit handelt es sich bei Aquafarming um eine Wachstumsbranche wie sie im Buche steht und was mir persönlich gefällt ist, dass sie meiner Meinung nach nicht nur ein ökonomisches Problem, sondern auch ein ökologisches Problem löst.
Aquafarming: Lachs
Werfen wir noch einen kurzen Blick auf einen speziellen Bereich innerhalb der Aquakulturen – die Lachszucht. Der Lachs gehört, wie in der Grafik oben bereits gesehen, zu den beliebtesten Speisefischen der Deutschen. Damit sind wir nicht allein.
Aufgrund der hohen Nachfrage rechnet man mit einem jährlichen Marktwachstum von 6,26% (2019 – 2024). Auch der aktuelle FAO-Bericht sieht die Zukunft des Marktes ebenfalls positiv und geht – vor allem für Investoren interessant – weiterhin von hohen Preisen aus.
Außerdem sei noch erwähnt, dass Norwegen das größte lachsproduzierende Land der Welt ist – falls die Frage mal an irgendeinem Stammtisch gestellt werden sollte. ?
Global Players
Welche Unternehmen tummeln sich nun in dieser Branche?
Da es vor allem unter den Lachszüchtern viele börsennotierte Unternehmen gibt, sehen wir uns wieder diese Sparte näher an.
Der mit Abstand größte Player ist Mowi (ehemals Marine Harvest). Dieses Unternehmen dürfte dem ein oder anderen bereits bekannt sein, da es im deutschsprachigen Raum doch schon „relativ“ oft thematisiert bzw. analysiert wurde, wie z.B. bei AlleAktien. Mowi besitzt derzeit einen Marktanteil von ca. 20%.
Die beiden Unternehmen Bakkafrost und Tassal haben wir bereits auf dem Bavarian Value Blog vorgestellt. Beide Unternehmen gelten als sehr nachhaltige Vertreter ihrer Branche. So haben beide das ASC-Siegel und sind Mitglieder der Global Salmon Initiative (GSI). ASC (Aquaculture Stewardship Council) ist eine unabhängige vom WWF mitgegründete Organisation, die Standards für verantwortungsbewusstes Aquafarming setzt. Tassal war 2014 das erste Aquafarming-Unternehmen weltweit, das komplett ASC-zertifiziert wurde. Die Global Salmon Initiative (GSI) ist eine internationale Initiative, die sich – u.a. in Abstimmung mit dem WWF und ASC – für mehr Transparenz und Nachhaltigkeit im Aquafarming einsetzt. Bakkafrost ist ein Gründungsmitglied dieser Initiative.
Aus Investorensicht sei noch erwähnt, dass der Erfolg der Unternehmen stark vom Lachspreis abhängt, welcher doch ziemlich schwanken kann.
Und jetzt seid ihr wieder gefragt: Wie steht ihr zu Aquafarming? Seht ihr Aquakulturen eher positiv oder eher negativ? Wie schätzt ihr die Zukunftsaussichten ein? Seid ihr selbst schon in der Branche investiert? Haut in die Tasten und schreibt uns eure Meinung – gerne auch auf Facebook oder Instagram. Für interessante Diskussionen könnt ihr euch auch unserer Facebook-Gruppe The Value Investing Circle anschließen.
Außerdem könnt ihr hier einen Blick auf unser wikifolio werfen.
Abschließend, wie immer, noch einen schönen Tag und viel Spaß und Erfolg beim Investieren! ?
Euer freundlicher Value Investor aus der bayrischen Nachbarschaft
Weitere Quellen
SeafoodSource: https://www.seafoodsource.com/news/supply-trade/rising-incomes-increased-urbanization-to-underpin-seafood-consumption-growth
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: http://www.bmz.de/de/themen/ernaehrung/08_fischerei/index.html
Agriculture Organization of the United Nations (FAO): http://www.fao.org/3/i3640e/i3640e.pdf
Agriculture Organization of the United Nations (FAO): http://www.fao.org/in-action/globefish/market-reports/resource-detail/en/c/1176223/
Fisch-Informationszentrum: https://www.fischinfo.de/index.php/markt/114-infografiken
Fish Forward (WWF): https://www.fishforward.eu/de/project/ueberfischung-eine-tatsache-in-zahlen/
Our World in Data: https://ourworldindata.org/seafood-production
Industry Research: https://www.industryresearch.biz/global-salmon-market-14522655
AlleAktien: https://www.alleaktien.de/mowi-marine-harvest-aktienanalyse-guter-fang-fuers-depot-61-dividendenrendite/
Bakkafrost: https://www.bakkafrost.com/en/sustainability/collaboration-and-certification/
Tassal: https://tassalgroup.com.au/our-planet/accreditationpartnerships/
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