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Ausgabe #121: Inside EssilorLuxottica – Ein Unternehmen mit Weitsicht?

Titelbild_#121
(Eva Rinaldi creator QS:P170,Q37885816, Georgia May Jagger (8184657858)CC BY-SA 2.0)


Heute geht es um ein Unternehmen, über das kaum berichtet wird, obwohl es ein Weltmarktführer ist. Aber dafür habt ihr ja uns. Wir sprechen von einem Unternehmen mit langer Historie, das aber in der heutigen Form erst seit 2018 besteht. Es handelt sich um das führende Unternehmen in der Herstellung von Brillengläsern, Linsen sowie Brillengestellen und Sonnenbrillen. Wir werfen ein Auge – das war auch sicherlich nicht das letzte schlechte Wortspiel 😉 – auf das französische Augenoptikunternehmen EssilorLuxottica.


EssilorLuxottica SA

Das französische Unternehmen EssilorLuxottica mit Hauptsitz in Paris legt den Fokus voll und ganz auf das menschliche Auge. Das Unternehmen entstand 2018 aus dem Zusammenschluss des französischen Herstellers von Brillengläsern und Linsen Essilor und des italienischen Produzenten von Brillen bzw. Brillengestellen Luxottica. Essilor ist nach eigenen Angaben mit Marken wie Varilux, Transitions und Crizal der Weltmarktführer im Bereich der Brillenglas- & Linsenherstellung und beschäftigt heute ca. 74.000 Mitarbeiter.

(Marken von Essilor; Vgl. EssilorLuxottica: https://www.essilorluxottica.com/brands)


Luxottica wiederum ist der führende Hersteller von Mode-, Luxus- & Sportbrillen. Das Portfolio des italienischen Unternehmens umfasst sowohl eigene Marken wie Ray-Ban, Oakley und Vogue Eyewear als auch lizenzierte Marken wie Giorgio Armani, Burberry, Bulgari, Chanel, Coach, Dolce & Gabbana, Ferrari, Michael Kors, Prada, Ralph Lauren, Tiffany & Co. und Versace. Luxottica vertreibt seine Brillen in mehr als 150 Länder und besitzt dabei rund 9.200 Filialen. Dazu zählen bspw. die Einzelhändler LensCrafters (primär Nordamerika), OPSM (Australien und Neuseeland), GMO (Lateinamerika), Salmoiraghi & Viganò (Italien) und Sunglass Hut (weltweit).

(Marken von Luxottica; Vgl. EssilorLuxottica: https://www.essilorluxottica.com/brands)


Zusammen beschäftigen Essilor und Luxottica über 150.000 Mitarbeiter weltweit und besitzen über 10.000 Patente. Zudem gehört ein Einzelhandelsnetzwerk von ca. 11.000 Filialen und diverse E-Commerce-Plattformen zum weltweit führenden Unternehmen in Design, Herstellung und Vertrieb von Linsen, Brillengestellen und Sonnenbrillen.

(Einzelhandels- & E-Commerce-Marken; Vgl. EssilorLuxottica: https://www.essilorluxottica.com/brands)
(Einzelhandelsnetzwerk Stand: 31.12.2019; Vgl. EssilorLuxottica: https://www.essilorluxottica.com/publications-and-downloads)


Insgesamt gehören über 100 renommierte Marken über die verschiedenen Kategorien hinweg zu EssilorLuxottica. Außerdem besitzt das Unternehmen seit dem Zusammenschluss eine komplett integrierte Wertschöpfungskette und kontrolliert somit jeden einzelnen Schritt im Wertschöpfungsprozess.


Historie

1849

Die Société des Lunetiers (SL), eine Vereinigung von Herstellern von Brillenfassung, wird ins Leben gerufen.

1931

Der Unternehmer George Lissac gründet das Unternehmen Lissac Brothers.

1938

George Lissac eröffnet den ersten Optikfachhandel in Paris.

1959

Der junge SL-Ingenieur Bernard Maitenaz entwickelt und patentiert das Varilux Gleitsichtglas.

1961

Leonardo Del Vecchio gründet Luxottica im italienischen Agordo und stellt Komponenten und Zubehör für die optische Industrie her.

1962

SL benennt sich in Essel um.

1969

Nach dem Tod von George Lissac firmieren die beiden Bereiche der Lissac-Gruppe, Sil und Lor, als Silor.

1971

Die erste Brillenkollektion der Marke Luxottica wird in Mailand vorgestellt.

1972

Essel fusioniert mit Silor zu Essilor.

1974

Leonardo Del Vecchio beginnt seine vertikale Integrationsstrategie bei Luxottica mit der Übernahme des italienischen Großhändlers Scarrone S.p.A.

1975

Essilor geht an die Börse.

1988

Luxottica unterzeichnet seine erste Lizenzvereinbarung mit Giorgio Armani.

1990

Luxottica wird an der New York Stock Exchange gelistet und übernimmt Vogue Eyewear.

1995

Die nordamerikanische Optikeinzelhandelskette LensCrafters wird von Luxottica übernommen.

1999

Luxottica übernimmt das Brillengeschäft von Bausch & Lomb Inc. inklusive der Marke Ray-Ban.

2005

Essilor steigt in den französischen Aktienindex CAC40 auf.

2009

Essilor übernimmt FGX International, das führende Unternehmen Nordamerikas für Design und Verkauf von nicht verschreibungspflichtigen Lesebrillen und Sonnenbrillen mit der Marke Foster Grant.

2014

Luxottica geht eine Partnerschaft mit Google und Intel ein.

2018

Aus der Fusion von Essilor und Luxottica entsteht EssilorLuxottica.


Gegenwart

Wer hätte es geahnt, das erste Halbjahr 2020 stand ganz im Zeichen von Covid-19. Der Umsatz brach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 29% ein und schrumpfte von 8,78 Mrd. € auf 6,23 Mrd. €. Hauptsächlich kam der Umsatzrückgang durch diverse Lockdowns in den Einzelhandelsgeschäften, von denen das Unternehmen weltweit ca. 11.000 besitzt, zustande. Dabei verteilte sich das schrumpfende Geschäft relativ gleichmäßig auf die einzelnen Segmente.

(Umsatz H1 2020 vs. H1 2019 nach Segmenten; Vgl. EssilorLuxottica: https://www.essilorluxottica.com/publications-and-downloads)


Die Essilor-Segmente „Linsen & optische Instrumente“ fielen von 3,38 Mrd. € auf 2,59 Mrd. € (-23%), „Sonnen- & Lesebrillen“ (hierunter fällt das Geschäft der von Essilor übernommenen FGX International) von 374 Mio. € auf 268 Mio. € (-29%) und der Geschäftsbereich „Ausstattung“ (hierunter fällt das Tochterunternehmen Satisloh, ein weltweit führender Maschinenhersteller für die Fertigung von Brillengläsern und Linsen) von 99 Mio. € auf 63 Mio. € (-37%). Bei Luxottica ging das Geschäft mit dem Großhandel (-43% von 1,8 Mrd. € auf 1,04 Mrd. €) wesentlich stärker zurück als das Einzelhandelsgeschäft (-28% von 3,10 Mrd. € auf 2,27 Mrd. €).

(Umsatz H1 2020 vs. H1 2019 nach Regionen; Vgl. EssilorLuxottica: https://www.essilorluxottica.com/publications-and-downloads)


Auch bei der Umsatzbetrachtung nach Regionen zeichnet sich ein relativ gleichmäßiger Rückgang ab. Sowohl Nordamerika (-26,9%) als auch Europa (-32,1%), Asien mit Ozeanien und Afrika (-28,5%) und Lateinamerika (-38,5%) nahmen sich hinsichtlich des Umsatzeinbruches nicht viel. Das erste Halbjahr 2020 nahm auch keine Rücksicht auf die Profitabilität. Das EBIT sank von 1,04 Mrd. € im ersten Halbjahr 2019 auf -378 Mio. €. Die EBIT-Marge sank also von 11,8% auf -6,1%. Beim Gewinn sieht es ähnlich aus, hier gab es einen Rückgang von 719 Mio. € auf -400 Mio. €.
Das operative Geschäft von EssilorLuxottica hat unter dem Einfluss von Corona stark gelitten, trotzdem hat das Unternehmen sein soziales Engagement in dieser Zeit nicht außer Acht gelassen. Das Unternehmen richtete im Zuge der Coronakrise einen Mitarbeiterfonds in Höhe von 130 Mio. € ein.
Ein kurioses Manöver wurde am 17. März 2020 beschlossen. Hier wurde ein befristetes Aktienrückkaufprogramm bis zum 17. Mai 2020 aufgelegt, welches dem Unternehmen gestattete bis zu 3 Millionen der eigenen Aktien zurückzukaufen. Das Programm wurde allerdings bereits 10 Tage später am 27. März 2020 beendet. EssilorLuxottica kaufte in diesen Zeitraum ca. 1,55 Mio. Aktien zurück.
Auch konnte das Unternehmen am 16. September 2020 noch eine interessante Neuigkeit verkünden. Es wurde bekannt gegeben, dass Facebook und EssilorLuxottica eine langjährige Partnerschaft eingehen um eine Reihe an „Smart Glasses“ zu entwickeln.


Kennzahlenanalyse

(eigene Berechnungen)


Werfen wir einen Blick auf die Kennzahlen. Was sofort ins Auge sticht (wir haben euch vorgewarnt – schlechtes Wortspiel Nr. 2) ist die hohe Eigenkapitalquote, die in den letzten drei Jahren immer über 50% betragen hat. Aber der dynamische Verschuldungsgrad hingegen ist nicht sonderlich berauschend und hat hauptsächlich mit der Erhöhung von langfristigen Verbindlichkeiten zu tun. Wo die operative Cashflow-Marge noch mit über 17% innerhalb der letzten drei Jahre Punkten kann, enttäuscht die sinkende EBIT-Marge, die 2019 nur noch bei knapp 10% lag. Die Eigenkapitalrendite ist mit 3% alles andere als berauschend.
Bis 2020 hätte man EssilorLuxottica als zuverlässiger Dividendenzahler bezeichnen können. Dann kam aber Corona und diese wurde erstmals ausgesetzt um besser auf die Krise reagieren zu können.


Qualitative ANalyse

Die Industrie in der EssilorLuxottica agiert fasst das Unternehmen in seinem Jahresbericht selbst perfekt zusammen.
Der Markt für Sonnenbrillen allein umfasst ca. 6,2 Mrd. Menschen und 4,7 Mrd. Menschen weltweit benötigen irgendeine Art von Sehhilfe. Der golbale Optikmarkt wird auf 100 Mrd. € geschätzt und wächst jährlich gut 3%-4%. EssilorLuxottica bietet für jeden Teilbereich eigene Produkte an. Das Geschäftsmodell des Unternehmens sieht vor, sämtliche Schritte des Fertigungsprozesses zu begleiten. Von der Forschung, über die Produktion von Linsen und Brillen bis hin zum Vertrieb an den Endkunden besetzt der Konzern alle Knotenpunkte der Wertschöpfungskette und gibt keinen Schritt an externe Anbieter ab. Dabei besitzt Essilor 33 Produktionsstandorte für Linsen, Luxottica 15 Produktionsstandorte für Brillengestelle und zusammen betreiben sie über 400 Forschungseinrichtungen und eigene Distributionszentren. Von dort aus geht’s entweder an Retailer oder direkt über die eigenen 11.000 Läden an den Endkunden.

Damit wären wir auch schon beim Wettbewerbsvorteil. Unstrittig ist die Markenstärke des Portfolios. Nicht nur, dass Luxottica Kollektionen von sämtlichen namhaften Luxusunternehmen wie Chanel, Prada, Versace, Burberry, Giorgio Armani oder Michael Kors herausbringt. Nein, Luxottica hat auch eigene Luxusmarken wie Ray-Ban im Portfolio. In 2019 machten die eigenen Marken wie Oakley und Ray-Ban etwa 69% des Umsatzes aus. Der Rest sind exklusive Verträge mit erwähnten Luxusunternehmen, bei denen Luxottica ca. 5 – 12% an diese abdrücken muss. Durch den Zusammenschluss mit dem führenden Brillenglas- & Linsenhersteller Essilor besitzt das Unternehmen einen hervorragende Marktstellung. EssilorLuxottica kontrolliert sämtliche Schritte der Wertschöpfungskette und kann dadurch eine hohe Qualität der Produkte garantieren.
Um herauszufinden, ob das auch zutrifft haben wir unseren Freund Matthias Liebl, seines Zeichens studierter Optiker und Hörakustiker, bzgl. der Qualität der Produkte von Essilor und Luxottica befragt: „Essilor-Gläser sind qualitativ auf sehr hohem Niveau und zählen zu den besten am Markt. Hierbei ist meiner Meinung nach insbesondere die Beschichtung/Veredelung im Marktvergleich hervorzuheben. Die gute Performance von Essilor wird nur durch ein unübersichtliches Sortiment mit vielen gleichwertigen, aber preislich nicht vergleichbaren Glasarten und ihrer Markt- und Vertriebsstrategie getrübt.
Luxottica produziert und vertreibt bis auf wenige Ausnahmen die populärsten Brillenfassungen. Die Qualität ist hierbei abhängig vom Preis und der Marke. Im Allgemeinen lässt sich aber hier ein Abwärtstrend erkennen und zu oft bezahlt der Verbraucher nur den Markennamen. Billiger Spritzguss, schlecht verklebte Markenlogos oder Bügel-Komponenten gemischt mit unpraktikablen Designs nehmen in den letzten Jahren zu.“

Auch zukünftig sind immer mehr Menschen auf Sehhilfen, Brillen, Linsen oder optische Geräte angewiesen. Allein die steigende Weltbevölkerung und das steigende Durchschnittsalter tragen ihren Teil dazu bei. Deswegen glauben wir, dass EssilorLuxottica auch langfristig erfolgreich sein kann, da man sämtliche Schritte der Wertschöpfungskette kontrolliert und gegebenenfalls auf Veränderungen im Markt reagieren kann. Der potentielle Markt für Smart Glasses ist hier noch gar nicht mit einbezogen.

Bei den Anteilseignern ist der putzige Name Delfin mit 32,2% vertreten. Dahinter verbirgt sich Familie von Leonarde Del Vecchio, dem Gründer von Luxottica. Dieser ist auch immer noch Chef von EssilorLuxottica und hat somit ein mehr als gesteigertes Interesse daran, dass es dem Unternehmen gut geht. Er ist der reichste Italiener und hat sein Vermögen und Unternehmen selbst aufgebaut. Führt man sich vor Augen, dass er vaterlos in einem Waisenheim aufgewachsen ist, ist das schon eine beachtliche Leistung. Executive Vice-Chairman ist Hubert Sagnières, der vor dem Zusammenschluss CEO von Essilor war.

(Größte Anteilseigner; Vgl. Jahresbericht 2019: https://www.essilorluxottica.com/publications-and-downloads)


Wie bereits erwähnt, führte EssilorLuxottica dieses Jahr ein Aktienrückkaufprogramm innerhalb von 10 Tagen durch. Anscheinend muss das Unternehmen erst aus der Corona-Pandemie herauskommen und die Zusammenführung der Branchenriesen weitertreiben bis in Sachen Aktienrückkaufprogramm eine einheitliche Linie gefunden wird.


Konkurrenz- & Wettbewerbsanalyse

(eigene Berechnungen)


Sehen wir uns die Konkurrenz von EssilorLuxottica einmal genauer an. Hierzu haben wir folgende Unternehmen ausgewählt: Den Werbeslogan „Brille: Fielmann“ kennt wohl jeder in Deutschland. Das deutsche Augenoptikunternehmen betreibt hierzulande 5% aller Optikfachgeschäfte, verkauft damit aber über 50% aller Brillen in Deutschland und ist hier somit Marktführer. Dabei tritt die Fielmann AG als Designer, Produzent, Großhändler und Augenoptiker auf. Das Familienunternehmen ist auch außerhalb von Deutschland aktiv, wie bspw. in der Schweiz, Österreich und Italien und betreibt europaweit knapp 800 Fachgeschäfte – ca. 600 davon in Deutschland. Die Safilo Group ist hinter EssilorLuxottica der zweitgrößte Brillenhersteller der Welt. Dabei umfasst das Geschäftsmodell ebenfalls Design, Produktion sowie Groß- und Einzelhandel. Wie auch EssilorLuxottica, besitzt Safilo sowohl eigene als auch lizensierte Marken wie z.B. Dior, Hugo Boss, Tommy Hilfiger und Levi’s.
STAAR Surgical Company entwickelt, produziert und vertreibt implantierbare Linsen für das Auge. Die Carl Zeiss AG entwickelt und produziert neben Halbleiterfertigungs-Equipment, Messtechnik und Mikroskope auch Brillengläser über seine Sparte Consumer Markets und ist hier einer der weltweit führenden Produzenten. Die Sparte Consumer Markets erzielte im Geschäftsjahr 2018/19 einen Umsatz von 1,2 Mrd. €.

Man erkennt sehr schnell, dass EssilorLuxottica der mit Abstand größte Player am Markt ist. Auch wenn man nur Luxottica nehmen würde, welches 2019 einen Umsatz von über 9 Mrd. € erzielt hat, sieht man den gewaltigen Abstand zur Nummer 2, der Safilo Group.

(Sonnenbrillenmarken von Luxottica und Safilo; Vgl. Business Insider: https://www.businessinsider.com/companies-dominate-sunglass-market-luxottica-safilo-2017-8?r=DE&IR=T)


Essilor allein ist mit einem Umsatz von knapp 8 Mrd. € über sechsmal so groß wie die Consumer-Markets-Sparte von Carl Zeiss.

(Weltweiter Korrekturlinsen-Marktanteil 2019; Vgl. Statista: https://www.statista.com/statistics/1087381/share-of-global-cardiovascular-market-by-company/)


Trotzdem lässt sich die schiere Größe nicht so leicht in ein profitables Geschäft ummünzen. Zwar ist EssilorLuxottica im Gegensatz zu Safilo immer noch profitabel, aber eine EBIT-Marge von unter 10% ist nicht das Gelbe vom Ei. Am profitabelsten arbeitet Fielmann, aber trotzdem schließen wir hier auf eine durchaus wettbewerbsintensive Branche, die auf die Margen drückt.


Risiken

Diese trifft vor allem das Vertriebsnetzwerk von EssilorLuxottica mit den zum Unternehmen gehörenden Einzelhandelsketten. Diese Auswirkungen versucht man, wie viele andere Unternehmen auch, durch eine Stärkung der E-Commerce-Aktivitäten abzumildern. Dies gelingt aber natürlich nur bedingt, wodurch es in der kalten Jahreszeit noch durchaus holprig werden kann.

Im Bereich der Linsen hat EssilorLuxottica vor allem das Risiko durch günstigere Konkurrenz im Blick (schlechtes Wortspiel Nr. 3). In den USA und China steigt die Nachfrage nach günstigen Linsen, was bei EssilorLuxottica zu geringeren Margen (Preiskampf) oder zum Verlust von Marktanteilen führen kann. Auch bei den Brillen kann EssilorLuxottica Probleme durch günstigere Mitbewerber bekommen, welche ihre Produkte ausschließlich über Online-Kanäle vertreiben (Preiskampf). EssilorLuxottica erzielt bisher nur 5% des Umsatzes durch seine E-Commerce-Kanäle. Die Franzosen wollen die günstige Konkurrenz dadurch abwehren, indem sie versuchen durch ihre gut ausgebildeten Mitarbeiter das beste Kundenerlebnis zu bieten um dadurch die hochmargigen Qualitätsprodukte besser an den Mann oder die Frau zu bringen. Ebenfalls werden die Online-Kanäle gestärkt, ein Omnichannel-Geschäftsmodell aus Online- und In-Store-Vertrieb aufgebaut sowie das Portfolio um neue günstige „Einsteigermodelle“ erweitert. Die „neuen günstigen Einsteigermodelle“ bedeuten aber auch, dass sich der Optikgigant teilweise bereits in einem Preiskampf mit der günstigen Konkurrenz befindet.

Auch wenn sich EssilorLuxottica durch die diverse Partnerschaften wie z.B. mit Facebook sehr gut darauf vorbereitet, bleibt trotzdem das Risiko bestehen, dass sich bspw. Amazon oder Apple verstärkt in den Markt für Smart Glasses einklinken und oft haben diese schon den „alten Platzhirschen“ gehörige Probleme bereitet. Die Franzosen haben hier sehr gut vorgearbeitet und selbst mit Big-Tech-Unternehmen wie Facebook strategische Partnerschaften geschlossen, aber man sollte diesen Teil des Optikmarktes weiterhin gut im Auge behalten (schlechtes Wortspiel Nr. 4), da sich hier sowohl Chancen als auch Risiken auftun.


Bewertung

Wir gehen von einer langfristigen Wachstumsrate der Owner Earnings von 3,5% aus. Diese setzt sich aus einer Inflationsrate von 1,0% und einem angenommen organischen Wachstum von 2,5% zusammen.

Bei aktuellen Owner Earnings von -3.182 Mio. € (2019) ergeben sich folgende Werte:

Fairer Wert: 105 €

10% Sicherheitsmarge: 94 €

20% Sicherheitsmarge: 84 €

30% Sicherheitsmarge: 73 €

40% Sicherheitsmarge: 63 €

Buchwert: 80 €

Derzeitiger Aktienkurs (01.11.2020): 106 €

Die Erklärung unserer Unternehmensbewertung findet ihr in Ausgabe #11.


Fazit

SWOT_EssilorLuxottica_Korrektur


Mit dem Zusammenschluss der beiden führenden Unternehmen der augenoptischen Industrie, Essilor und Luxottica, ist auf den ersten Blick (schlechtes Wortspiel Nr. 5) ein Unternehmen mit einer enormen Marktmacht entstanden. Man ist sowohl führend bei Linsen und Brillengläsern als auch bei Brillengestellen und kontrolliert die komplette Wertschöpfungskette. Zudem handelt es sich um einen robusten und stetig wachsenden Markt. Warum brechen wir trotzdem nicht in Jubelstürme aus?

Brillen sind ein eher langweiliges und auch verständliches Geschäft und zudem ist die Bewertung ebenfalls nicht fernab von Gut und Böse, daher sollte das Unternehmen doch eigentlich interessant für uns sein. Es gibt gewichtige Punkte, die aktuell dagegensprechen. Die EBIT-Marge ist ziemlich gering. Das deutet nicht darauf, dass EssilorLuxottica irgendeine Art von Preissetzungsmacht hat und aufgrund seiner Marktstellung ein hochprofitables Business betreiben kann. Der Grund hierfür liegt wohl in der immer stärker aufkommenden günstigen Konkurrenz. Man wird in einen Preiskampf gezogen, der sich negativ auf die Profitabilität auswirkt. Das gefällt uns als Investoren natürlich überhaupt nicht. Der Burggraben ist anscheinend nicht unüberwindbar. Wir werden die Situation bei EssilorLuxottica weiterhin – von der Seitenlinie – beobachten, aber zu mehr reicht es für uns im Moment nicht.


Jetzt seid ihr wieder gefragt: Wie seht ihr EssilorLuxottica? Kanntet ihr das Unternehmen vorher? Welches Unternehmen aus der augenoptischen Branche ist für euch interessant? Schreibt uns eure Meinung! Gerne könnt ihr euch auch unserer Facebook-Gruppe The Value Investing Circle anschließen.
Außerdem könnt ihr hier einen Blick auf unser wikifolio werfen.


Abschließend wünschen wir euch wie immer noch einen schönen Tag und viel Spaß und Erfolg beim Investieren!


Eure freundlichen Value Investoren aus der bayrischen Nachbarschaft


Andreas & Daniel


Weitere Quellen

EssilorLuxottica: https://www.essilorluxottica.com/overview
EssilorLuxottica: https://www.essilorluxottica.com/publications-and-downloads
EssilorLuxottica: https://www.essilorluxottica.com/essilorluxottica-reaffirms-its-commitment-bringing-good-vision-everyone-everywhere-world-sight-day
Essilor: https://www.essilor.com/en/the-group/essilor-overview/
Luxottica: http://www.luxottica.com/en/about-us/company-profile
Essilor: https://www.essilor.com/en/the-group/history/near-170-years-history/
Luxottica: http://www.luxottica.com/en/about-us/our-history
EssilorLuxottica: https://www.essilorluxottica.com/facebook-and-essilorluxottica-announce-collaboration-smart-glasses
Fielmann: https://corporate.fielmann.com/de/investor-relations/veroeffentlichungen/geschaeftsbericht/
Safilo: http://investors-en.safilogroup.com/financial-documents/reports
STAAR Surgical: https://investors.staar.com/investor-resources-and-faqs/financials/default.aspx#financial-year
Carl Zeiss: https://www.zeiss.de/corporate/annual-report/home.html


Disclaimer


Hinweis nach §34b WpHG: Wir können teilweise selbst direkt oder indirekt im Besitz der angesprochenen Wertpapiere sein. Die Unternehmensanalyse stellt keine Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.

Risikohinweis: Die analysierten Aktien unterliegen Kursschwankungen. Im Extremfall ist auch ein Totalverlust möglich.

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