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Ausgabe #170: Inside Rémy Cointreau – Mehr als nur Cognac?

Jessica Merz, Remy Martin VSOP, CC BY 2.0


Da ihr mittlerweile ja schon wisst, dass wir qualitativ hochwertige Spirituosen durchaus zu schätzen wissen, stellen wir euch heute – nach Diageo, Pernod Ricard und Campari – den nächsten großen europäischen Spirituosenhersteller vor. Obwohl Cognac jetzt nicht ganz unser Metier ist, kommt heute Rémy Cointreau.


Rémy Cointreau S.A.

Rémy Cointreau S.A. ist ein französischer Spirituosenhersteller mit Sitz in Paris, Frankreich. Das Unternehmen entstand 1990 durch die Fusion von Rémy Martin und Cointreau. Dabei unterteilen die Franzosen ihr Produktportfolio recht pragmatisch in Cognac (oftmals auch gleichgesetzt mit the House of Rémy Martin) und Liqueurs & Spirits. Die Cognac Division beinhaltet natürlich Rémy Martin und LOUIS XIII und auch Brillet (nur den Cognac, der Birnen-Cognac-Likör Belle de Brillet läuft unter Liqueurs & Spirits).

(The House of Rémy Martin; Vgl. Rémy Cointreau: https://www.remy-cointreau.com/en/brands/)


Zu Liqueurs & Spirits zählen wiederum Cointreau (Orangenlikör), Metaxa (griechische Weinbrand-Spirituose), Mount Gay (Rum), St-Rémy (Brandy), The Botanist (Gin), die Single Malt Whiskys Bruichladdich (Schottland), Port Charlotte (Schottland), Octomore (Schottland), Westland (USA) und Hautes Glaces (Frankreich) sowie die relativ neu-hinzugekommenen Marken Belle de Brillet (Birnen-Cognac-Likör) und Telmont (Champagner).

(Liqueurs & Spirits; Vgl. Rémy Cointreau: https://www.remy-cointreau.com/en/brands/)


Trotz der ganzen Marken bei Liqueurs & Spirits ist die Cognac Division der größere Geschäftsbereich. Im Geschäftsjahr 2023, welches am 31.03.2023 endete, entfiel ca. 71,0% des Konzernumsatzes auf die Cognacs und ca. 27,1% auf die übrigen Marken. Laut den Franzosen teilen sich vier Cognac-Marken ca. 82% des Weltmarktes nach Volumen und fast 88% nach Umsatz. Der Marktanteil von the House of Rémy Martin bei Cognac lag nach eigenen Angaben bei ca. 14,1% nach Volumen, was einen Anstieg um ca. +0,5 %-Punkte im Vergleich zu März 2022 bedeutet.

(Umsatzanteil 2023 je Division; Vgl. Rémy Cointreau: https://www.remy-cointreau.com/en/finance/publications/)


Die Sparte Partner Brands (Marken anderer Hersteller, die von Rémy Cointreau vertrieben werden) kommt noch auf ca. 1,9% und ist damit komplett zu vernachlässigen.

(Produktportfolio Rémy Cointreau; Vgl. Rémy Cointreau: https://www.remy-cointreau.com/en/finance/publications/)
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Happy New Year 2023 from Rémy Cointreau! (Quelle: YouTube)

Historie

1703

Der Mount Gay Rum wird auf Barbados hergestellt.

1724

Rémy Martin Cognac wird gegründet.

1849

Die Brüder Cointreau gründen Cointreau & Cie.

1881

Die Bruichladdich Distillery wird auf Islay in Schottland gegründet.

1888

Der Metaxa kommt auf den Markt.

1924

André Renaud übernimmt die E. Rémy Martin & Cie SA.

1965

André Hériard Dubreuil, der Schwiegersohn von André Renaud, übernimmt nach dessen Tod das Geschäft.

1989

Die Rémy Martin Group übernimmt Mount Gay Rum.

1990

Die Aktien von Rémy Martin werden auf die Cointreau & Cie SA übertragen.

1991

Das Unternehmen ändert seinen Namen in Rémy Cointreau SA.

1998

Dominique Hériard Dubreuil, Tochter von André Hériard Dubreuil, wird Chairwoman von Rémy Cointreau.

2000

Die Bols Royal Distilleries, einschließlich der Marken Bols und Metaxa, werden von Rémy Cointreau SA übernommen.

2012

Die Bruichladdich Distillery wird übernommen und François Hériard Dubreuil ersetzt seine Schwester Dominique Hériard Dubreuil als Chairman.

2017

Marc Hériard Dubreuil folgt als Chairman auf seinen Bruder François Hériard Dubreuil.

2020

Rémy Cointreau erwirbt den Cognac-Produzenten J.R. Brillet und das Champagnerhaus J. de Telmont.

2022

Marie-Amélie de Leusse, Tochter von Dominique Hériard Dubreuil und Nichte von François Hériard Dubreuil und Marc Hériard Dubreuil wird Chairwoman.


Gegenwart

Wie schon erwähnt, geht das Geschäftsjahr der Franzosen vom 01.04. bis zum 31.03. (Geschäftsjahr 2023: 01.04.2022 – 31.01.2023). Dementsprechend umfasst das erste Quartal 2024 den Zeitraum von 01.04.2023 – 30.06.2023, welchen wir uns jetzt einmal genauer ansehen.

Im Vergleich zum ersten Quartal 2023 (01.04.2022 – 30.06.2022) brachen die Umsätze der Franzosen in Q1 2024 regelrecht ein. Insgesamt sank der Umsatz um ca. 37,2% im Vergleich zum Vorjahr auf ca. 257,5 Mio. €. Am heftigsten erwischte es die Cognac Division mit einem Rückgang von ca. 46,9%. Liqueurs & Spirits hielt sich im Vergleich sogar fast gut mit einem Rückgang von „lediglich“ ca. 13,5%. Die Partner Brands brachen „nur“ um ca. 5,4% ein – aber die interessieren eigentlich keinen.
Organisch (ohne Übernahmen und Wechselkurseffekte) ging der Umsatz ebenfalls um ca. 35,0% zurück – bei der Cognac Division um ca. 44,7% und bei Liqueurs & Spirits um „moderate“ ca. 11,4%.

(Umsatz Q1 2024 je Division; Vgl. Rémy Cointreau: https://www.remy-cointreau.com/en/finance/publications/)


Der Umsatz verteilte sich im ersten Quartal 2024 wie folgt: Obwohl die Cognac Division einen Rückgang zum Vorjahreszeitraum von ca. 46,9% hinnehmen musste, bleibt sie der mit Abstand größte Bereich mit einem Umsatzanteil von über 60,2% (Q1 2023: Ca. 71,3%), gefolgt von Liqueurs & Spirits mit ca. 36,9% (Q1 2023: Knapp 26,8%) und zum Schluss zur Vollständigkeit noch Partner Brands mit ca. 2,9% (Q1 2023: Über 1,9%).

Trotzdem war laut Management diese schlechte Entwicklung zum Vorjahr aufgrund des sehr starken ersten Quartals 2023 größtenteils eingeplant – hinzu kamen eine „erhebliche“ Reduzierung der Cognac-Lagerbestände in den USA und eine Normalisierung des dortigen „Post-Covid-Konsums“. Der 35%ige Rückgang beim organischen Umsatz lässt sich vor allem auf einen Mengenrückgang (ca. -26,0%-Punkte) und nur zu einem geringen Anteil auf die Preise (ca. -9,0%-Punkte) zurückführen. Ungünstige Wechselkurseffekte (ca. -2,2%-Punkte) taten ihr Übriges. Wie schon erwähnt, musste die Cognac Division am meisten Federn lassen, was vor allem an den USA lag, wo man versucht die Cognac-Lagerbestände zu reduzieren. Im Bereich Liqueurs & Spirits haben sich die Händler nach Ansicht des Unternehmens noch einmal die Läger vollgezogen bevor die Preise im April 2023 erhöht wurden und dieser Lagerbestand muss jetzt erst einmal abgebaut – daher lief es auch in diesem Bereich nicht rund.

Der Umsatz hat sich im ersten Quartal relativ gleichmäßig auf die einzelnen Regionen verteilt – sowohl Americas (Nord-& Südamerika) als auch APAC (Asia Pacific) kamen auf ca. 35%, EMEA (Europe, Middle East und Africa) auf ca. 30%. Bei Cognac ist der mit Abstand größte Markt APAC (Asia Pacific) mit ca. 51% des Umsatzes, gefolgt von Americas (Nord-& Südamerika) mit ca. 30% und EMEA (Europe, Middle East und Africa) mit ca. 19%. Bei Liqueurs & Spirits sind vor allem die Regionen Americas (Nord-& Südamerika) mit ca. 45% des Umsatzes und EMEA (Europe, Middle East und Africa) mit ca. 43% stark. APAC (Asia Pacific) spielt hier mit ca. 12% aktuell eher eine untergeordnete Rolle.

(Neue Cointreau-Marketing-Kampagne in den USA Q1 2024; Rémy Cointreau: https://www.remy-cointreau.com/en/finance/publications/)


Auch für das restliche erste Geschäftshalbjahr 2024 erwarten die Franzosen aufgrund der starken Vorjahresvergleichswerte und der Lage in den USA (Reduzierung der Lagerbestände, Normalisierung des Konsumverhaltens) einen starken Umsatzrückgang. Aber das Management rechnet mit einer V-förmigen Erholung, da man vor allem in China und im restlichen Asien sowie in der Region EMEA (Europe, Middle East und Africa) starkes Wachstum erwartet und auch die USA in Q3 2024 wieder mitziehen sollte. Zudem sollte auch der Travel Retail („Reisehandel“ wie z.B. Shops an Flughäfen) auf Vor-Pandemie-Niveau zurückkehren.

Darüber hinaus ist das Unternehmen voll dabei seine Value-driven Strategy (wertorientierte Strategie) weiter auszurollen. Seit 2015 „transformieren“ die Franzosen ihr Geschäftsmodell. Zunächst konzentrierte man sich auf die Weiterentwicklung des Markenportfolios und implementierte eine auf den Endkunden fokussierte Unternehmenskultur bei Rémy Cointreau. Das führte dazu, dass das Unternehmen zwischen 2015 und 2019 ein durchschnittliches organisches Umsatzwachstum von ca. 7% pro Jahr erzielen und die EBIT-Marge in diesem Zeitraum um ca. 4,4 %-Punkte steigern konnte. Seit Dezember 2019 geht Rémy Cointreau den nächsten Schritt seiner Value-driven Strategy und optimiert seine Portfoliostrategie. Dabei geht es unter anderem darum, dass weniger profitable Marken – wie bspw. in der Sparte Liqueurs & Spirits mit einer durchschnittlichen EBIT-Marge von ca. 11,5% (Geschäftsjahr 2023) – ihre Marge durch eine schrittweise Neuausrichtung auf ihre High-End-Produkte verbessern während hoch-profitable Marken – wie bspw. bei Cognac mit einer durchschnittlichen EBIT-Marge von ca. 36,8% (Geschäftsjahr 2023) – sich mit Hilfe von Investitionen auf Wachstum konzentrieren. Uns gefällt gut, dass die Franzosen hierbei langfristig denken und dementsprechend die Erreichung der Ziele bis 2030 geplant haben.

(Cointreau; Vgl. Rémy Cointreau: https://www.remy-cointreau.com/en/finance/publications/)


Darüber hinaus versucht Rémy Cointreau aktuell mit der Gründung des Luxusparfümhauses Maison Psyché im Parfümmarkt Fuß zu fassen. Bei Maison Psyché werden die Parfüms noch in Cognac-Eichenfässern gelagert – ob’s was bringt … keinen Schimmer. Aber wie das jetzt zur ganzen „Value-driven“ Produktstrategie passt, da sind wir etwas skeptisch bzw. fehlt uns da einfach etwas die Fantasie.

(Maison Psyché; Vgl. Prestige: https://www.prestigeonline.com/my/style/fragrances/remy-cointreau-launches-luxury-perfume-house-maison-psyche/)

Kennzahlenanalyse

(eigene Berechnungen)


Kommen wir zu den Kennzahlen. Bei der finanziellen Stabilität legt Rémy schon einmal stark los. Die Eigenkapitalquote liegt seit Jahren bei über 55% – das gefällt uns. Beim dynamischen Verschuldungsgrad geht den Franzosen aber dann schon die Puste aus. In den letzten drei Geschäftsjahren war der beste Wert gerade einmal bei ca. 540%.
Die Margen hingegen können sich wiederum sehen lassen. So kommt die EBIT-Marge bspw. in den letzten drei Jahren auf gute Werte zwischen 23% und 28% – was vor allem an der margenstarken Cognac Division liegt. Mit Blick auf die relativ hohe Eigenkapitalquote ist die Eigenkapitalrendite ganz okay. Und eine Dividende gibt’s auch noch, die zwar regelmäßig gezahlt wird, aber in ihrer Höhe von Jahr zu Jahr durchaus schwankt.


Qualitative ANalyse

Rémy Cointreau ist, wie schon erwähnt, ein französischer Spirituosenhersteller mit Sitz in Paris, Frankreich, der in drei Sparten berichtet – Cognac Division (ca. 71,0% Umsatzanteil in 2023), Liqueurs & Spirits (ca. 27,1% Umsatzanteil in 2023) und die Partner Brands (ca. 1,9% Umsatzanteil in 2023), die, wie schon mehrmals erwähnt, niemanden interessieren.

(Marken von Rémy Cointreau; Vgl. CCI France Japon: https://www.ccifj.or.jp/en/publications/news/news-detail/news/remy-cointreau-terroir-people-and-time.html)


Die Cognac Division umfasst the House of Rémy Martin (Rémy Martin & LOUIS XIII) und auch the House of Brillet (nur den Cognac, der Birnen-Cognac-Likör Belle de Brillet läuft unter Liqueurs & Spirits). The House of Rémy Martin hat sich vor allem im höherpreisigen Segment positioniert mit den Flaggschiffen Rémy Martin VSOP (Fine Champagne Cognac), Rémy Martin 1738 Accord Royal (Fine Champagne Cognac), Rémy Martin Club (Fine Champagne Cognac), Rémy Martin XO Excellence (Fine Champagne Cognac) und LOUIS XIII (Grande Champagne Cognac).
Zum Haus Rémy Martin gehören neben Alterungs-& Fermentationskellern, Laboren und Verpackungsanlagen auch ein Besucher-& Empfangszentrum ca. 238 Hektar an Weinbergen. Der Großteil des Eau-de-vie de Cognac (cool für Weinbrand) kommt jedoch aus exklusiven Partnerschaften mit Produzenten aus den Regionen Grande Champagne und Petite Champagne. Diese Partnerschaftspolitik wurde 1966 eingeführt um langfristig Lieferungen und die Qualitätsstandards des Hauses Rémy Martin zu sichern. Die Hauptpartnerschaft besteht mit der Alliance Fine Champagne (AFC), deren Mitglieder etwa 60% der Weinberge in den Regionen Grande Champagne und Petite Champagne verwalten.

Die Sparte Liqueurs & Spirits besteht aus zwölf Wein-& Spirituosenmarken:

  • Cointreau (Orangenlikör)
  • Metaxa (griechische Weinbrand-Spirituose)
  • Mount Gay (Rum aus Barbados)
  • St-Rémy (Brandy)
  • The Botanist (Gin)
  • Bruichladdich, Port Charlotte und Octomore (Single Malt Whiskys aus Schottland – alle nicht schlecht 😉)
  • Hautes Glaces (Single Malt Whisky aus Frankreich)
  • Westland (Single Malt Whisky aus den USA)
  • Telmont (Champagner)
  • Belle de Brillet (Birnen-Cognac-Likör)

Man könnte das Ganze theoretisch als ein diversifiziertes Portfolio beschreiben, aber wie wir schon gesehen haben, sieht hängt es umsatzseitig doch stark in Richtung Cognac.

Rémy Cointreau lässt selbst auch einen Teil durch andere Unternehmen im Ausland abfüllen – insbesondere in Griechenland durch die Produktion von Metaxa für alle Märkte. Die Auslagerung macht 15% des Gesamtvolumens aller Marken der Franzosen aus.

Bei den wertvollsten Spirituosen weltweit 2023 von Brand Finance belegt Rémy Cointreau leidglich einen Platz in den Top 20 mit Rémy Martin auf Platz 17 – das ist eher eine schwache Ausbeute.

(Wertvollste Spirituosen der Welt 2023; Vgl. Brand Finance: https://brandirectory.com/rankings/beers/)


Die Marken sind durchaus bekannt (vor allem die Cognacs, viele der Spirituosenmarken kennt man dann wohl eher „nur“ Europa), aber von einem Burggraben zu sprechen, fänden wir schon arg übertrieben.

Das Marktwachstum wird vor allem durch den Trend zur „Premiumisierung“ (Premiumisation) bei alkoholischen Getränken vorangetrieben – das hatten wir bei anderen Inside-Analysen schon ein paar Mal erwähnt. Viele Konsumenten sehen Spirituosen eben als hochwertiges Genussmittel – können wir verstehen – und sind dementsprechend bereit Geld für die entsprechende Qualität in die Hand zu nehmen – was auch mit den Marktbeobachtungen von Rémy Cointreau einhergeht.

(Marktwachstum von Exceptional Spirits; Vgl. Rémy Cointreau: https://www.remy-cointreau.com/en/finance/)


Fasst man die Bereiche Upper Luxury (>1.000 US-$), Luxury (100 US-$ – 1.000 US-$) sowie Ultra Premium (50 US-$ – 100 US-$) zusammen, ergibt sich laut den Franzosen ein durchschnittliches Wachstum von ca. 8,5% von 2012 – 2022. Vor allem Luxury (100 US-$ – 1.000 US-$) sowie Ultra Premium (50 US-$ – 100 US-$) entwickelten sich sehr stark. Auch den Premium-Bereich (20 US-$ – 50 US-$) sollte man mit einem durchschnittlichen Wachstum von ca. 6,6% von 2012 – 2022 nicht außer Acht lassen. Hier wird schön ersichtlich warum alle Spirituosenhersteller sich in Richtung High-End-/Premium ausrichten (wollen), da der Massenmarkt (durchschnittliches Wachstum von ca. 4,3% von 2012 – 2022) einfach weniger attraktiv ist und unserer Meinung nach sehen wir hier auch noch keine Trendumkehr.
Hierzu verweisen wir auch auf unsere „Lieblingsgrafik“ zu dieser Entwicklung von Brown-Forman aus 2021:

(Premiumisierung Kategorien; Vgl. Brown-Forman: https://investors.brown-forman.com/investors/events-presentations/default.aspx)


Seit Dezember 2019 ist Eric Vallat CEO des Unternehmens. Er war bereits von 2014 bis 2019 Chef von Rémy Martin und wechselte nach einer Zwischenstation bei Richemont als Head of the Fashion and Accessories Maisons zurück zum Spirituosenhersteller.
Ein Großteil der Aktien in fest in der Hand der Dubreuil-Familie. Aktuelle Chairwoman ist seit 2022 Marie-Amélie de Leusse, die Tochter von Dominique Hériard Dubreuil und Nichte von François Hériard Dubreuil und Marc Hériard Dubreuil. Zum Glück liefert Rémy auch gleich ein Schaubild mit um das Ganze etwas zu verdeutlichen.

(Gesellschaften der Dubreuil-Familie; Vgl. Rémy Cointreau: https://www.remy-cointreau.com/en/finance/)


Demnach sind über verschiedene Gesellschaften rund 42% der Aktien (ca. 11% über Récopart und 41% über Orpar) im Besitz der Dubreuil-Familie und auch noch ca. 4% bei der Gründerfamilie von Cointreau. Summa summarum ist’s ein Familienunternehmen.

(Aktionärsstruktur von Rémy Cointreau; Vgl. Rémy Cointreau: https://www.remy-cointreau.com/en/finance/)

Konkurrenz- & Wettbewerbsanalyse

(eigene Berechnungen)


Zu den Hauptkonkurrenten von Rémy Cointreau zählen der Luxusgigant LVMH (alkoholische Getränke wie Moët (Champagner), Dom Pérignon (Champagner), Hennessy (Cognac), Belvedere (Wodka), Glenmorangie (Scotch Whisky) und Ardbeg (Scotch Whisky)), der Brauereiriese AB InBev (z.B. Budweiser, Bud Light, Stella Artois, Skol, Brahma), der Spirituosenexperte Diageo (z.B. Johnnie Walker, Tanqueray, Aviation Gin, Guinness, Baileys, Captain Morgan, Ron Zacapa, Lagavulin, Oban, Talisker, Smirnoff), der ebenfalls französische Spirituosenproduzent Pernod Ricard (z.B. Absolut, Glenlivet, Ballantines, Chivas Regal, Malfy Gin, Havana Club, Ramazotti, Lillet, Malibu), das vor allem auf Wein spezialisierte US-Unternehmen Constellation Brands (z.B. Kim Crawford, Casa Noble Tequila), Jack-Daniel’s-Hersteller Brown-Forman (z.B. Jack Daniel’s, Woodford Reserve, Old Forester, Finlandia) und Aperitif-Spezialist Campari aus Italien (z.B. Aperol, Skyy Vodka, Campari).

Natürlich liegt der Luxusgigant LVMH beim Umsatz vorne, aber es ist auch kein reines Spirituosenunternehmen, genauso wenig wie AB InBev, welches beim Umsatz auf Platz 2 folgt. Bei den „klassischen“ Spirituosenproduzenten liegen Diageo und Pernod Ricard weit vor Rémy, welches das nach Umsätzen kleinste Unternehmen in unserer Auswahl ist.
Ganz vorne mit dabei ist der Cognac-Spezialist allerdings bei der EK-Quote mit ca. 56% vor Pernod Ricard (ca. 45%) und Aperitif-Spezialist Campari (ca. 45%). Bei der Profitabilität liegen im Geschäftsjahr 2022 alle Unternehmen fast gleich auf – Campari ist gegebenenfalls etwas abgeschlagen.

Laut Rémy Cointreau teilen sich bei Cognac vier Marken ca. 82% des Weltmarktes nach Volumen und fast 88% nach Umsatz – Hennessy (LVMH), Martell (Pernod Ricard), the House of Rémy Martin (Rémy Cointreau) und Courvoisier (Suntory). Dabei beträgt der Anteil von Rémy Martin nach eigenen Angaben rund 14%.

(Führende Cognac-Marken weltweit von 2009 bis 2022 basierend auf Verkaufsvolumen; Vgl. Statista: https://www.statista.com/statistics/259734/leading-cognac-brands-worldwide-based-on-sales-volume/)


Zwar sind die Zahlen für Courvoisier für das Jahr 2022 und für Rémy Martin für die Jahre 2009 & 2022 in der Grafik von Statista (noch) nicht vorhanden, aber es wird deutlich, dass der Platzhirsch ganz eindeutig Hennessy (LVMH). Wenn man bedenkt, dass Rémy Cointreau einen Großteil seines Umsatzes mit Cognac macht, ist das doch eher ernüchternd.


Risiken

Cognac ist mit Abstand das umsatz-& auch margenstärkste Segment der Franzosen. Zwar laufen unter Liqueurs & Spirits viel mehr Marken, aber das Geld erwirtschaftet Rémy Cointreau vor allem mit seinen Cognacs. Dementsprechend ist das Unternehmen trotz eines breiter aufgestellten Produktportfolios vor allem eben von seinem Weinbrand abhängig. Sollte somit irgendwann aus irgendwelchen Gründen die weltweite Nachfrage nach Cognac nachlassen, kriegen die Franzosen ein Problem. Rémy Cointreau möchte zwar seine Marken aus Liqueurs & Spirits stärken – was auch Teil der Value Strategy ist – um breiter aufgestellt und eben weniger abhängig vom Weinbrand zu sein, jedoch muss bis dahin wohl noch etwas Wasser die Loire hinunterfließen. Aber den Ansatz der Franzosen finden wir generell schon einmal richtig um dieses Risiko zu reduzieren. Und zudem sollten wir ergänzen, dass man zumindest geographisch gut diversifiziert ist.

Darüber hinaus ist das Thema Inflation bzw. steigende Kosten auch für Rémy Cointreau ein Risiko, da es sich in die Margen hineinfressen kann. Aber hier ist auch die Ausrichtung weiter in Richtung Premium-Spirituosen sicherlich eine gute Entscheidung, da diese generell höhere Margen haben und man im „Luxussegment“ Preissteigerungen eher durchsetzen kann. Wobei man hier auch erwähnen muss, dass es uns etwas schwerfällt wie man jetzt bspw. einen Metaxa im High-End-/Premium-Bereich etablieren möchte.

Eine neue Pandemie – ohne etwas verschreien zu wollen – führen wir auch einmal mit als Risiko auf. Die Erinnerung daran, obwohl noch gar nicht sooo lange her, ist zwar – zumindest unserer Ansicht nach – mittlerweile schon ziemlich verblasst, aber Lockdowns würden Spirituosenherstellern generell natürlich sehr zusetzen.

Außerdem „transformieren“ die Franzosen gerade ihr Geschäft bzw. ihr Produktportfolio, sprich befinden sich mit ihrer Value Strategy doch irgendwie im Umbruch. Bei Unternehmen im Umbruch sind wir immer besonders skeptisch, da das immer mit erhöhten Risiken und vor allem Unsicherheiten – Wie lange? Wie teuer? Wie erfolgreich? – einhergeht. Da haben wir schon schlechte Erfahrungen sammeln dürfen. Jedoch läuft die Transformation bei Rémy Cointreau schon etwas länger und trägt vor allem schon erste Früchte (Wachstumsraten, Margensteigerung), wodurch wir hier doch etwas entspannter sind, da der Weg „wie es wann wohin gehen soll“ schon besser erkennbar ist. Wie die Sache mit den Parfüms da jetzt hineinpasst, ist uns jetzt aber doch nicht so wirklich klar. „Luxus“, „Premium“ und „High-End“ ist ja schon und gut, aber wir würden doch eher bevorzugen, wenn die Franzosen dabei bei den Spirituosen bleiben würden.


Bewertung

Wir gehen von einer langfristigen Wachstumsrate der Owner Earnings von 3,5% aus. Diese setzt sich aus einer Inflationsrate von 2,0% und einem angenommen organischen Wachstum von 1,5% zusammen.

Bei aktuellen Owner Earnings von 241 Mio. € (2022) ergeben sich folgende Werte:

Fairer Wert: 54 €

10% Sicherheitsmarge: 49 €

20% Sicherheitsmarge: 43 €

30% Sicherheitsmarge: 38 €

40% Sicherheitsmarge: 33 €

Buchwert: 34 €

Derzeitiger Aktienkurs (24.10.2023): 121 €

Die Erklärung unserer Unternehmensbewertung findet ihr in Ausgabe #11.


Fazit


Rémy Cointreau ist ein Familienunternehmen und entsprechend denkt die Führungsetage auch langfristig – das ist eine tolle Sache. Auch die Margen sind nicht schlecht und die Value Strategy zeigt erste Früchte (Wachstumsraten, Margensteigerung). Aber trotzdem springt der Funke irgendwie nicht über. Die Franzosen sind sehr abhängig vom Cognac. Natürlich möchten sie ihr übriges Spirituosenportfolio im Zuge ihrer Value Strategy weiter in Richtung Premium-Spirituosen ausrichten – was sicherlich ein guter Ansatz ist. Aber wie man jetzt bspw. einen Metaxa in den High-End-/Premium-Bereich hievt, wissen wir immer noch nicht. Zudem ist liegt man auch bei der Kernkompetenz Cognac doch weit hinter Platzhirsch Hennessy (LVMH) zurück. Und was man mit den Parfüms treibt … keine Ahnung.
Dann kommt noch ein ganz persönliches Thema hinzu. Wir kennen uns jetzt bei Cognac nicht wirklich aus, weshalb wir gleich noch ein Stückchen vorsichtiger an die Sache herangehen. Vielleicht ist Rémy das passende Unternehmen für einen Cognac-Liebhaber, aber bei uns haben dann doch andere Spirituosenhersteller die Nase vorne.


Jetzt seid ihr wieder gefragt: Wie seht ihr Rémy Cointreau? Seid ihr Cognac-Trinker? Wie schätzt ihr den Cognac-Markt ein? Schreibt uns eure Meinung! Gerne könnt ihr euch auch unserer Facebook-Gruppe The Value Investing Circle anschließen.
Außerdem könnt ihr hier einen Blick auf unser wikifolio werfen.


Abschließend wünschen wir euch wie immer noch einen schönen Tag und viel Spaß und Erfolg beim Investieren!


Eure freundlichen Value Investoren aus der bayrischen Nachbarschaft


Andreas & Daniel


Weitere Quellen

Rémy Cointreau: https://www.remy-cointreau.com/en/finance/publications/
Rémy Cointreau: https://www.remy-cointreau.com/en/brands/
Rémy Cointreau: https://www.remy-cointreau.com/en/group/our-history/
The Spirits Business: https://www.thespiritsbusiness.com/2023/07/remy-cointreau-q1-sales-slip-by-35/
Business Wire: https://www.businesswire.com/news/home/20230724228612/en/R%C3%A9my-Cointreau-First-Quarter-Sales-in-Line-With-Expectations
Prestige: https://www.prestigeonline.com/my/style/fragrances/remy-cointreau-launches-luxury-perfume-house-maison-psyche/
Statista: https://www.statista.com/statistics/259734/leading-cognac-brands-worldwide-based-on-sales-volume/


Disclaimer


Hinweis nach §34b WpHG: Wir können teilweise selbst direkt oder indirekt im Besitz der angesprochenen Wertpapiere sein. Die Unternehmensanalyse stellt keine Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.

Risikohinweis: Die analysierten Aktien unterliegen Kursschwankungen. Im Extremfall ist auch ein Totalverlust möglich.

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